Bauhaus Erde ist eine gemeinnützige GmbH mit einem interdisziplinären Team aus rund 60 Mitarbeitenden, und der Architekt Philipp Misselwitz ist einer der beiden Geschäftsführer. Ziel der Organisation ist es, neue Wege für eine zukunftsfähige und nachhaltige Architektur zu entwickeln. Misselwitz ist zudem Professor für "Entwerfen und internationale Urbanistik" an der TU Berlin. Er beschäftigt sich mit der Frage: "Wie können wir durch Bauen nicht nur weniger die Umwelt zerstören, sondern sogar unsere Umwelt und unseren Planeten sozial und ökologisch regenerieren?" Inspiration dafür bietet das historische Bauhaus. "Da gab es ja die Idee", erklärt der Architektur-Visionär in einer neuen Folge des Monopol-Podcasts "Fantasiemuskel" dem Host Friedrich von Borries. "Kunst, Architektur und die Möglichkeiten der Industrialisierung zu nutzen, um gerechtere Gesellschaften zu erfinden. Diese Idee übertragen wir auf die Fragestellungen von heute."
Deshalb forscht Bauhaus Erde in seinem eigenen Labor an neuen Baustoffen und zirkulären Materialkreisläufen. Ein Ziel ist es, Abfälle aus der Forst- und Landwirtschaft besser zu nutzen. Aktuell führen sie dazu Versuche in Brandenburg durch. Statt klimatologisch wertvolle Moorgebiete für die Landwirtschaft trockenzulegen, untersuchen sie, wie in den feuchten Böden Pflanzen angebaut werden können, deren Fasern sich zu ökologischen Dämmstoffen verarbeiten lassen. Das ist doppelt gut fürs Klima – und auch gut für die Bauern. So wollen Misselwitz und sein Team den Menschen, die von der Landwirtschaft leben, die ökonomischen Potenziale ökologischer Transformation aufzeigen.
Dass Misselwitz Architekt werden würde, war keineswegs selbstverständlich. Seine Eltern gingen davon aus, dass er Medizin studieren würde – auch, weil es in der DDR, wo er aufgewachsen ist, für sein Wunschfach nicht genügend Studienplätze gab. Die friedliche Revolution von 1989 öffnete ihm schließlich den Weg in seinen Traumberuf, auch wenn er ihn heute ganz anders ausübt, als er es sich ursprünglich vorgestellt hatte. Gerade aufgrund dieser Erfahrung ist er überzeugt, dass eine grundlegende Veränderung der Gesellschaft möglich ist – und dass man einen Systemwechsel aktiv und positiv gestalten kann.
Die "heilende Kraft" der Architektur
Dass viele Menschen derzeit eher pessimistisch in die Zukunft blicken, beschäftigt ihn sehr. Doch trotz aller Krisen und Herausforderungen hält Misselwitz an seinem Optimismus fest: "Wir müssen uns immer wieder zusammenraufen, um auch die Geschichte der Zukunft in irgendeiner Weise positiv zu erzählen!" Architektur kann dabei nicht nur einen praktischen Beitrag leisten, sondern, so Misselwitz, auch eine "heilende Kraft" entfalten. Ein bisschen Arzt ist er also doch geworden.
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