"Fantasiemuskel"-Podcast #69

Räume für Repräsentation schaffen – mit Noah Anderson

Noah Anderson Fantasiemuskel

Wie kann Kulturarbeit marginalisierten Gruppen mehr Sichtbarkeit verschaffen – ohne in Symbolpolitik zu verfallen? Im "Fantasiemuskel"-Podcast spricht der Berliner Kurator und Kulturmanager Noah Anderson über Machtverhältnisse, Repräsentation und die Chancen echter Co-Kreation

Noah Anderson kommt eigentlich aus der Musik – Saxofon, Gesang, Klarinette. Durch die vielen musikalischen Projekte, an denen er in seiner Jugend mitwirkte, wurde ihm früh bewusst, dass die kritischen Diskurse in verschiedenen Künsten miteinander verbunden sind. Seitdem versucht er, diese Zusammenhänge sichtbar zu machen und produktiv zu nutzen.

"Mir ist wichtig, dass marginalisierte Communitys mehr Sichtbarkeit bekommen", sagt Anderson. Um das zu erreichen, arbeitet er sowohl mit privatwirtschaftlichen Unternehmen als auch mit staatlichen Organisationen zusammen – immer mit dem Ziel, emanzipatorische Perspektiven einzubringen. Statt auf individuelle Autorenschaft setzt er auf kollektive Zusammenarbeit: auf Netzwerke, die unterschiedliche Kompetenzen und Perspektiven verbinden.

Im Gespräch mit den beiden Podcastern Friedrich von Borries und Alexander Doudkin erklärt er, wie das in der Praxis aussieht – etwa am Beispiel eines aktuellen Projekts: dem 25-jährigen Jubiläum der Städtepartnerschaft zwischen Berlin und der namibischen Hauptstadt Windhoek. Was auf den ersten Blick nach Verwaltungskultur klingt, erhält vor dem Hintergrund des deutschen Völkermords an den Herero und Nama und der laufenden Reparationsdebatten eine hochpolitische Dimension.

Brücken bauen zwischen Berlin und Windhoek

Für das Jubiläum, das vom 14. bis 19. Oktober 2025 in Windhoek und vom 17. bis 23. November 2025 in Berlin stattfindet, hat Anderson mehrere Veranstaltungen und eine künstlerische Intervention für das Berliner Programm konzipiert und kuratiert. Das Programm in Windhoek entstand in enger Kooperation mit lokalen Partnern wie dem Namibia Institute for Democracy und dem Creative Industry Institute Africa.

Gerade durch seine Erfahrungen in zivilgesellschaftlichen Projekten und sein Wirken in afro-deutschen Communitys ist Anderson mit Fragen von Repräsentation und Deutungshoheit vertraut. Ihm geht es darum, Brücken zu bauen – zwischen Institutionen, Akteuren und Kontexten, um echten inhaltlichen Austausch zu ermöglichen. "Mir ist wichtig, dass wir in Berlin und in Windhoek auch aktivistische Gruppen mit dabeihaben", sagt er. Besonders erfreulich sei, dass das Jubiläumsprogramm auch ermögliche, Projektvorhaben finanziell zu unterstützen.

Schließlich, so betont Anderson, wolle er kein "Token" sein – kein für symbolpolitische Zwecke instrumentalisierter Aktivist –, sondern ein politischer Akteur, der Strukturen verändert. Und das gerade in Zeiten, in denen sich der politische Mainstream zunehmend von Diversität und Pluralität zu verabschieden droht.

Sie können "Fantasiemuskel", den Monopol-Podcast über Kunst, Wirtschaft und gesellschaftliche Transformation, auf allen bekannten Plattformen hören – oder die neue Folge direkt hier: