Fotograf Martin Parr

Der Sammler in der Kleingartenkolonie

Er verdichtet die Wirklichkeit, dramatisiert das Banale, bis es zu etwas Besonderem wird: Am Wochenende eröffnet Martin Parr in Düsseldorf seine bislang größte Retrospektive. Wir zeigen einige Bilder vorab

Martin Parr gilt nicht nur als zentraler Protagonist der neuen britischen Fotografie, er selbst hat sich stets als Sucher und Sammler beschrieben. "Wenn ich fotografiere, sammle ich ja auch. Zeigen, was da ist. Aufsammeln, was da ist", erklärte der heute 67-Jährige einmal. Dass der aufgrund seines provokanten Stils erst nach langer Debatte in die Agentur Magnum Photos aufgenommene Künstler früher in Schwarz-Weiß fotografierte und das (eher unterkühlte) Werk von Bernd und Hilla Becher schätzt, mag überraschen: Nachdem er die Arbeiten von Koloristen mit der Kamera wie Tony Ray-Jones oder William Eggleston kennengelernt hatte, fing er mit der Farbfotografie an.

Als visueller Historiograf seiner Zeit hat er sich immer wieder seinen britischen Landsleuten gewidmet. So dokumentierte er schonungslos die Unterschichtenferien an Englands Südküste. Parr ist kein feinsinniger Realist, sondern ein Verstärker. Er verdichtet die Wirklichkeit, dramatisiert das Banale, bis es zu etwas Besonderem wird. Formal zeigt sich die Strategie der Steigerung vor allem in der Farbe, zum Beispiel in den schamlosen Rottönen seiner Palette.

Mit über 400 Werken ist nun im NRW-Forum in Düsseldorf die bislang umfassendste Retrospektive des Fotografen zu sehen. Neben Werken aus den berühmten Serien wie "Last Resort" oder "Luxury" zeigt er die eigens im Großraum Düsseldorf aufgenommene Serie "Kleingärtner". Wir zeigen einige Aufnahmen aus der Ausstellung vorab in unserer Bildstrecke oben.