Art Basel / Miami Beach

Galeristen trotz Neusortierung der Messe zufrieden

Es war nur ein dummer Zwischenfall, ein kleiner Misston in der Ouvertüre zur Messe, doch mit etwas mieser Laune ließe sich auch darin ein Zeichen erkennen: Kurz vor der Eröffnung der Art Basel / Miami Beach beschlagnahmten Polizeibeamte am Mittwoch vier Bilder von Yves Klein, Degas, Miró und Léger, die auf dem Stand der Schweizer Galerie Gmurzynska ausgestellt waren – Gemälde im Wert von sechs Millionen Dollar. Galerist Asher Edelman habe die Behörde eingeschaltet, da Gmurzynska Schadensersatzansprüche gegenüber Edelman nicht erfüllt habe, so berichten mehrere Zeitungen. Ein von Edelman in Kommission gegebenes Bild von Robert Ryman sei zuvor beschädigt worden.


Letztes Jahr hatten viele Journalisten noch mit besonderer Häme auf den amerikanischen Ableger der Schweizer Messe geschaut, galt die ABMB mit den berühmten Partys drumherum doch immer auch als etwas zu lustig. Das passe nicht mehr zu den neuen ökonomischen Wirklichkeiten, hieß es. Und tatsächlich gingen Aussteller und Besucher 2008 noch niedergeschlagen ans Werk. Die Preview und Eröffnung der diesjährigen achten Ausgabe hingegen fand in abgeklärter Stimmung statt. „Es ist nicht mehr so rauschend“, stellte Galeristin Esther Schipper fest. „Aber im Vergleich zur ersten Jahreshälfte nimmt der Kunstmarkt wieder an Fahrt auf.“


Der leuchtende Schriftzug „After“ – eine Neonarbeit von Dominique Gonzales-Foerster – prangt auf einer der Wände ihres Standes, den sich die Berlinerin mit Air de Paris teilt. Nach der Krise, nach dem Morgen danach. „Wir verkaufen“, rief auch Galerist Aurel Scheibler, der zwar nicht mit der eigenen Galerie angereist war, aber bei Niels Borch Jensen aushalf. Dort hat man einen kompletten Raum mit Farbtafeln von Olafur Eliasson ausgestattet.

 

Auch die Galerie Meyer Riegger setzt auf Teamwork und präsentiert sich erneut mit Casey Caplan aus New York. „Wir sind überrascht über das Interesse von Institutionen“, sagte Thomas Riegger in den ersten Stunden der Messe. Es sieht so aus, als seien Museen mutiger geworden, nachdem der Kunstmarkt sich nun abgekühlt hat. Man kann nun wieder mithalten im Rennen um gute Werke.


Vor allem mittelteure Arbeiten gehen gut weg. Blue-Chips werden dennoch genug angeboten: Bei Landau Fine Arts etwa steht eine Skulptur von Alberto Giacometti für 19,5 Millionen Dollar zum Verkauf, und bei der Kölner Galerie Kewenig fällt ein riesiges Anselm-Kiefer-Gemälde von 2004 ins Auge, das 1,8 Millionen Dollar kosten soll. David Zwirner verkaufte ein Bild von Neo Rauch, „Mars" von 2002, für 1,25 Millionen Dollar, Van de Weghe einen Mao-Siebdruck von Warhol für 2,25 Millionen Dollar.


Solche Fixpunkte helfen allerdings auch nur bedingt bei der Orientierung in der Messehalle. Die Art Basel Miami Beach wurde auf 265 Galerien erweitert, die Ausstellungsfläche um ein Drittel vergrößert und die „Art Positions“ - ein Programm bei dem sich junge Galerien sonst in Containern am Strand präsentierten - wurde in die Halle geholt. Sich zurechtzufinden mit den drei Sektoren „Art Positions“, den „Art Kabinetten“ (in denen kuratierte Einzelpräsentationen der Galerien stattfinden) und der „Art-Nova"-Programm mit junger Kunst , ist nicht immer einfach.


Auch die Galerienstandplätze wurden umsortiert, und mancher Teilnehmer zeigte sich wahnsinnig genervt von dieser Maßnahme. „Das ist schlecht fürs Geschäft“, sagte ein deutscher Galerist, der ein Tag früher als geplant abreiste und seinen Stand den Mitarbeitern überließ, da er so verärgert war. „Wichtige Sammler haben uns nicht mehr gefunden." Eine andere renommierte Galerie war gar nicht erst angereist, weil sich im Vorfeld schon Nachteile durch die Neuordnung andeuteten.


In dieser Unübersichtlichkeit ist es gut, wenn Galerien auffällige Arbeiten mitgebracht haben oder gar wie Neugerriemschneider eine Installation zum Messestand erklärten. Die Koje der Berliner besteht aus einer Installation von Jorge Pardo. Es ist – passend zur Stadt – eine Art Strandhaus, in dem Arbeiten von Künstlern der Galerie ausgestellt sind. Hinter den Mauern des Convention Centers liegt ja tatsächlich der Strand. Und wie zum Beweis, dass es noch andere Wirklichkeiten als den Kunstmarkt mit seinem Auf und Ab gibt, liefen und schwirrten auf der Messe hunderte Marienkäfer rum - jemand hatte sie zur Eröffnung freigelassen. Schon wieder: ein Zeichen?


Die Art Basel / Miami Beach läuft noch bis zum 6. Dezember. Mehr Informationen unter artbaselmiamibeach.com