Offener Brief

Garnisonkirche Potsdam: Künstler fordern neues Konzept für Wiederaufbau

Carl Hasenpflug "Garnisonskirche Potsdam", 1827
Foto: Wiki Commons

Carl Hasenpflug "Garnisonkirche Potsdam", 1827

Namhafte Künstler und Wissenschaftler haben sich gegen die originalgetreue Rekonstruktion der Garnisonkirche in Potsdam ausgesprochen. In einem offenen Brief fordern sie eine klare Abgrenzung von der militaristischen Tradition und den Verbindungen zu rechtsextremem Gedankengut 

"Bruch statt Kontinuität": Unter diesem Leitsatz steht ein offener Brief zum Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam, der von über 100 Künstlern und Wissenschaftlern unterzeichnet ist. Adressiert ist das Schreiben vom heutigen Montag an den Bundespräsidenten Frank Walter Steinmeier (SPD), Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), den brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD) und Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD). 

In dem Brief fordern die Autoren ein neues Konzept für den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche, der 2017 begonnen wurde und teilweise aus Bundesmitteln finanziert wird. Gegen die jetzigen Pläne, die eine weitgehend originalgetreue Rekonstruktion der ehemaligen Militärkirche von 1735 vorsehen, wenden sich seit längerem mehrere Initiativen. Sie sehen in dem Bau eine Stätte des preußischen Militarismus und einen Identifikationsort für Rechtsradikale. Unter anderem hatte Adolf Hitler 1933 in der Kirche am "Tag von Potsdam" mit Reichspräsident Hindenburg seine Machtübernahme inszeniert.

Keine Waffen, mehr Zivilgesellschaft

Dieser Argumentation der fehlenden Abgrenzung zur problematischen Geschichte des Ortes folgt nun auch der offene Brief -  er stellt die bisher gewichtigste überregionale Stellungnahme der Kreativszene zu dem Thema dar. Die Unterzeichner fordern darin, auf jeglichen Waffenschmuck an der Fassade zu verzichten. Außerdem müsse das Glockenspiel abgerissen werden, das der Stadt Potsdam 1990 von einer Traditionsgemeinschaft mit Verbindungen in rechtsnationale Kreise geschenkt wurde. Dieses weise laut der Autoren "revisionistische, rechtsradikale und militaristische Inschriften" auf, die inakzeptabel seien.

Die dritte Forderung bezieht sich auf einen Wechsel in der Trägerschaft, die bisher eine Stiftung mit Vertretern aus Politik, evangelischer Kirche und Bundeswehr innehat. Im Brief heißt es: "Anstelle der Repräsentanten aus Politik und Militär sollen zivilgesellschaftliche Initiativen treten, die sich für Menschenrechte und gegen Militarismus und Verbrechen gegen die Menschlichkeit einsetzen."

Unterstützer aus der Kunstszene 

Unter den Unterzeichnern finden sich viele bekannte Namen aus der Kulturszene: so zu Beispiel die Künstlerinnen Monica Bonvicini, Alice Creischer, Maria Eichhorn und Alexandra Bircken, die Galeristin Gisela Capitain, die Künstler Thomas Demand und Hans Haacke und die Sammler Harald Falckenberg und Erika Hoffmann. Auf der Internetplattform "Change.org" kann die Petition auch online unterschrieben werden.

Im Monopol-Interview hatte der Architekturtheoretiker Philipp Oswalt vom Wiederaufbau der Garnisonkirche als "Skandal" und "Tabubruch" gesprochen. Man habe sich nie wirklich von den rechten Verstrickungen der Vergangenheit distanziert. Dem widersprach ebenfalls im Interview Martin Vogel von der Stiftung Wiederaufbau Garnisonkirche. Für ihn ist die Kirche ein wichtiger Lern- und Erinnerungsort.