Nach Künstlerboykott

Gemeentemuseum sagt Vincent Award für 2016 ab

Foto: Gemeentemuseum Den Haag
Foto: Gemeentemuseum Den Haag

Gemeentemuseum Den Haag
 

Das Gemeentemuseum in Den Haag hat nach einem Streit zwischen den Sammler Bert Kreuk und den Künstler Danh Vo die Vergabe des Vincent Awards, ein Preis für Gegenwartskunst, für dieses Jahr abgesagt. Kreuk hat indes Leihgaben aus dem Museum abgezogen und droht mit der Veröffentlichung eines brisanten Videos

Der eigentlich beendete Rechtsstreit zwischen dem Sammler Bert Kreuk und dem Künstler Danh Vo zieht weitere Kreise: Nachdem die Künstlerinnen Jutta Koether und Nairy Baghramian Anfang des Jahres ihre Nominierung für den Vincent Award abgelehnt haben, verzichtet das Gemeentemuseum in Den Haag, das seit 2014 den Preis verleiht, den Vincent Award in diesem Jahr auszurichten.

Nairy Baghramian hatte dem städtischen Museum vorgeworfen, das es "bei der privaten Konfrontation zweier Rechtsparteien keinen neutralen Stand bewahrte, sondern vielmehr eine aktive Rolle gegen den Künstler einnahm, den es eingeladen hatte und der in ihm ausgestellt hatte." Vor Gericht sagten damals auch Mitarbeiter des Gemeentemuseums aus.

Jetzt haben das Museum, die Jury und der Initiator des Preises, die Broere Charitable Foundation, die Reißleine gezogen: Der Vincent Award wird in diesem Jahr nicht verliehen. "Die Jury ist der Meinung, dass die derzeitige Diskussion die Aufmerksamkeit für die Intentionen des Preises überschattet und die nominierten Künstlerinnen und Künstler letztendlich beschädigen könnte", heißt es in der Begündung.

Zum Hintergrund: Der dänisch-vietnamesische Künstler Danh Vo wurde 2015 verurteilt, ein neues Werk für den niederländischen Sammler anzufertigen. Ein Rotterdam Gericht gab Kreuk Recht, der behauptet, Danh Vo habe ihm eine große Installation versprochen, die eigens für eine von Kreuk kuratierte, mitfinanzierte und mit eigenen Sammlungsbeständen ausgestattete Schau 2013 im Gemeentemuseum hergestellt werden sollte. Vo habe nicht geliefert, und so sei es nötig gewesen, die Ausstellung neu zu arrangieren, hatte Kreuk argumentiert. Vo und seine damalige Galeristin Isabelle Bortolozzi bestritten die Vorwürfe. Ende 2015 haben Vo und Kreuk ihren Rechtsstreit außergerichtlich beigelegt.

Diese Diskussion um die Rolle des Museums ging indes weiter und beschädigte offenbar den Ruf des Museums – und mit ihm den des Vincent Awards. "Auch wenn der Vincent Award unabhängig vom Gemeentemuseum ist, wo alle Arbeiten der Nominierten ausgestellt werden, so muss ich doch die Verwicklung des Museums in den Rechtsstreit zwischen Danh Vo und Bert Kreuk hinterfragen", schrieb die in Berlin lebende Baghramian in ihrer Begründung an das Vincent-Award-Komitee und die Jury, zu der die freie Kuratorin Sabine Folie, Hubertus Gaßner, Direktor Hamburger Kunsthalle, Julia Peyton-Jones, Direktorin der Londoner Serpentine Galleries, Jaroslaw Suchan vom Muzeum Sztuki in Lodz und eben Benno Tempel als Direktor Gemeentemuseum gehörte.

Die Entscheidung, die Preis abzusagen, ist richtig. Sie gibt allen Beteiligten eine Atempause, in der auch die Rolle des Museums in dem Rechtsstreit weiter befragt werden kann.

Kreuk hatte in der vergangenen Woche mehrere Leihgaben aus dem Museum abgezogen, um die Institution nicht weiter zu belasten, wie es heißt. Darunter sind Werke von Mondrian, Picasso, Cézanne, Kirchner und Peter Doig.

Zudem kündigte er in einer E-Mail an Monopol an, ein Buch über seine Erfahrungen mit dem Kunstbetrieb zu schreiben, in dem er "schockierende Details" veröffentlichen werde. Er wolle außerdem ein Video publizieren, das Danh Vo im Gemeentemuseum zeigt, wie er das fragliche Auftragswerk zusagt. Er habe das Video vor Gericht zurückgehalten, weil ohnehin klar war, dass er gewinnen würde. Nach dem Urteil habe er gehofft, dass "Danh Vo Verantwortung übernehmen und mit den Lügen aufhören würde. Aber dem war nicht so. Das wurde deutlich, nachdem er den lächerlichen Vorschlag mit dem schockierenden, homophoben Text machte, der die Integrität einer ganzen Gruppe von Menschen in Frage stellte." Danh Vo hatte dem Sammler einen Vorschlag für die Realisierung der Auftragsarbeite gemacht: eine Wandarbeit mit einem beleidigenden "Exorzist"-Zitat.

Danh Vo sagte Monopol, dass er weiterhin verstört sei über die Rolle des Museumkurators Hans Jansen und Benno Tempel und "ihren Missbrauch eines öffentlichen Museums zu Gunsten einer Privatperson."