Prag

Geplantes Denkmal für Nazi-Kollaborateur sorgt für Empörung

Tschechischer Kommunalpolitiker will Denkmal für sowjetischen General Andrej Wlassow in Prag errichten. Die russische Botschaft in Tschechien protestierte gegen die Denkmal-Pläne, da Wlassow in Russland als Kriegsverbrecher gilt

Ein tschechischer Kommunalpolitiker hat in Russland mit Plänen für Empörung gesorgt, dem früheren sowjetischen General Andrej Wlassow ein Denkmal errichten zu wollen. Wlassow war nach seiner Gefangennahme 1942 zu den Deutschen übergelaufen und hatte das Kommando eines russischen Freiwilligenverbands übernommen, der an der Seite der Wehrmacht gegen die Sowjetunion kämpfte. In Russland gilt Wlassow, der 1946 in Moskau hingerichtet wurde, daher bis heute als Überläufer und Verräter.

Man habe nicht vor, Russland zu dem das Vorhaben zu konsultieren, erklärte der Bürgermeister des Prager Stadtteils Reporyje, Pavel Novotny, am Mittwoch in einem an Präsident Wladimir Putin adressierten Schreiben. Novotny beruft sich darauf, dass die sogenannte Wlassow-Armee kurz vor Kriegsende noch einmal die Seiten gewechselt hatte. Im Mai 1945 beteiligte sie sich am Prager Aufstand gegen die nationalsozialistischen Besatzer. Man wolle mit dem Denkmal eine "historische Ungerechtigkeit begleichen", erklärte Novotny.

Manche Historiker sind indes der Ansicht, dass der Kampf an der Seite der Prager Aufständischen gegen den Willen Wlassows geschah oder nur, um der Vergeltung der Roten Armee zu entgehen. Die russische Botschaft in Tschechien protestierte gegen die Denkmal-Pläne. Sie warnte vor einem Verstoß gegen internationale Abkommen. Wlassow habe mit dem nationalsozialistischen Deutschland kollaboriert und sei ein Kriegsverbrecher gewesen.