Kirchenfenster sind "letzte Werknummer"

Gerhard Richter zieht sich aus der Malerei zurück

Für Gerhard Richter sind die drei großen neuen Kirchenfenster im Kloster Tholey im Saarland voraussichtlich sein letztes großes Werk. Statt auf großformatige Malerei will der 88-jährige Künstler sich nun auf "kleinere Sachen" konzentrieren

"Das ist sicher meine letzte Werknummer", sagte Richter in Köln der Deutschen Presse-Agentur. Er habe ein Verzeichnis für all seine Werke. "Das fängt mit 'Tisch' als Nummer eins an. Und die Fenster haben Nummer 957. Ja. Aus."

Dass er später noch große Malereien mache, glaube er nicht. "Kann ich mir nicht vorstellen. Da müsste ja ein Wunder geschehen." Wenn er jetzt noch was mache: "Dann zeichne ich nur und mache Entwürfe für Ausstellungen. Kleinere Sachen."

Mit der Umsetzung seiner Kunst auf den neuen Chorfenstern für die Abteikirche in Tholey sei er "sehr zufrieden". "Ich bin erstaunt. Ich hätte mir das nicht träumen lassen, dass das so gut geht", sagte Richter. Zur Enthüllung der drei großen Kirchenfenster am Donnerstag werde er nicht vor Ort sein. Er habe aber Fotos von dem Einbau der Chorfenster gesehen.

"Ich bin sehr zufrieden damit, dass die das schön hingekriegt hat, die Werkstatt", sagte er. Wenn es gesundheitlich klappe, werde er sich die Fenster in der frisch sanierten Abteikirche auch eines Tages anschauen. "Das habe ich schon vor, wer weiß wann das geht." Richter zählt zu den bedeutendsten Gegenwartskünstlern weltweit. Er hat der Benediktinerabtei St. Mauritius seine Kunst geschenkt.

Die jeweils 1,95 mal 9,30 Meter großen Fenster werden am Donnerstag in der gotischen Abteikirche enthüllt. Gerhard Richter hat die bunten Formen und Muster auf der Grundlage eines abstrakten Bildes durch wiederholtes Teilen und Spiegeln entwickelt. Die Motive stammen aus seinem Künstlerbuch "Patterns". Die Richter-Fenster sind in München in den Glaswerkstätten Gustav van Treeck gefertigt worden.

Dass es zu der Verbindung nach Tholey kam, sei ein "schöner Zufall" gewesen, sagte der gebürtige Dresdner. Als die Anfrage im Sommer 2018 aus dem Saarland kam, habe er gerade mit "diesen Mustern gespielt". Er habe gesagt, sie könnten es mit der Umsetzung auf die Fenster "sehr gerne versuchen".

Tholey gilt mit der urkundlichen Ersterwähnung im Jahr 634 als ältestes Kloster Deutschlands. Heute leben zwölf Mönche aus fünf Nationen in der saarlandweit einzigen Abtei. Richter hatte zuvor schon mal ein Fenster für den Kölner Dom entworfen, das 2007 eingeweiht wurde.