Olaf Zimmermann über Antisemitismus-Skandal

Geschäftsführer des Kulturrates: Kontrollverlust bei Documenta

documenta fifteen in Kassel 
Foto: Swen Pförtner/dpa

Besucher vor dem Ruru-Haus auf der Documenta Fifteen in Kassel 

Der Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates, Olaf Zimmermann, hat die Documenta in Kassel nach dem Eklat um judenfeindliche Abbildungen in Gefahr gesehen

"Ich freue mich sehr darüber, dass die Documenta nicht abgesagt worden ist. Der Antisemitismusskandal hätte das Ende der Documenta sein können", sagte Zimmermann der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Institution Documenta sei jetzt jedenfalls stark beschädigt.

Auf der Schau war ein als antisemitisch eingestuftes Kunstwerk abgebaut worden, nachdem es bereits seit Monaten Antisemitismus-Vorwürfe gegen das indonesische Kuratorenkollektiv Ruangrupa gegeben hatte. Der Skandal bedeutet Zimmermann zufolge einen massiven Kontrollverlust für die Documenta.

"Der Kontrollverlust der Documenta vor fünf Jahren betraf das Defizit im Budget und damit Geld", erläuterte er. Die Documenta 14 im Jahr 2017 war mit einem Defizit von 7,6 Millionen Euro abgeschlossen worden, vornehmlich verursacht durch die zwei Standorte in Athen und Kassel. Schon damals seien massive Probleme bei der Steuerung der Documenta deutlich geworden, erläuterte Zimmermann. "Jetzt betrifft der Kontrollverlust die inhaltliche Seite, und das ist viel schlimmer."

Wie Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) fordert auch er eine organisatorische Neuausrichtung der Schau: "Ich finde es notwendig, dass Bund, Land und Kommune bei dieser Aufgabe zusammenwirken."