Armory Show in New York

Gipfeltreffen der Platzhirsche

Courtesy Jay Gorney and Derek Eller
Courtesy Jay Gorney and Derek Eller

In New York häutet sich die Armory Show erneut, während die Szeneplattform Independent immer stärker wird

Kunstmesse ja, aber bitte anders: Seit Jahren versuchen verschiedene Kunstmarktakteure, das Messeformat zu reformieren. Eine der erfolgreichsten dabei ist die Independent, die in diesem März wieder zeitgleich zur Armory Show in New York stattfindet und im April ihr Europa-Debüt parallel zur Art Brussels in der belgischen Hauptstadt gibt.

Auf der Independent, gegründet 2010 von der New Yorker Galeristin Elizabeth Dee und dem Londoner Galeristen Darren Flock, soll eine offene Struktur statt starrer Kojen den Fokus auf die Kunstwerke richten und nicht auf die Macht der Händler. Die neuen Räume der Messe, die in diesem Jahr erstmals im großen, offenen Loft der Spring Studios in Tribeca stattfindet, sollen die variable Präsentation unterstützen – wie eine kuratierte Schau. Knapp über 40 Galerien und Projekträume nehmen teil, vor allem mit jüngerem, hippem Profil, darunter Peres Projects, Société und Silberkuppe aus Berlin, Neue Alte Brücke aus Frankfurt am Main, David Kordansky aus Los Angeles oder Gavin Brown’s Enterprise und White Columns aus New York.

Dagegen bietet die Armory Show wieder den großen Gemischtwarenladen an. Auch nachdem der ehemalige Direktor Noah Horowitz die 1994 in Anlehnung an die historische Armory Show gegründete New Yorker Messe erfolgreich entschlackt hat, präsentieren sich noch über 200 Galerien aus 36 Ländern auf den Piers der New Yorker West Side, davon 55 der Moderne und 113 der zeitgenössischen Kunst zugehörig. Aus Deutschland reisen unter anderen Guido W. Baudach, König Galerie und Contemporary Fine Arts an, andere bekannte Namen sind Victoria Miro aus London, Thaddaeus Ropac aus Salzburg oder David Zwirner aus New York. Vielversprechend sind die Einzelpräsentationen internationaler Galerien, wo man unter anderem größere Arbeiten von Julian Charrière (Dittrich & Schlechtriem, Berlin), Ed Fornieles (Carlos/Ishikawa, London) oder Douglas Coupland (Daniel Faria Gallery, Toronto) sehen kann.

Probleme hat die Messe weiterhin mit den New Yorker Platzhirschen – viele begnügen sich damit, während der Messewoche in ihre Galerieräume zu laden. Auch deswegen ist es keine schlechte Idee der Armory, in ihrem alljährigen "Focus" international auszugreifen. Kuratiert von den Macherinnen der Berliner Internetplattform C&, Julia Grosse und Yvette Mutumba, beschäftigt sich die Sektion diesmal mit afrikanischer Gegenwartskunst beziehungsweise Kunst mit afrikanischen Perspektiven. Denn sowohl die vertretenen Künstler als auch ihre Galerien können ihren Sitz durchaus in Europa oder den USA haben, solange die Themen und Sichtweisen mit dem afrikanischen Kontinent verbunden sind. Die eingeladenen Galerien bringen durchweg spannende Einzelpositionen mit, darunter die surreale Fotografie der in der Schweiz aufgewachsenen Namsa Leuba (Echo Art, Lagos) oder die Arbeiten der afrofuturistisch interessierten Performerin Kapwani Kiwanga (Tanja Wagner, Berlin).

Wer am beginnenden Boom der Gegenwartskunst aus Afrika teilhaben will, kann allerdings auch auf die 1:54 Contemporary African Art Fair warten, die im Mai stattfinden wird, parallel zur Frieze, genau wie die jeweiligen Schwestermessen in London. Auch die Frieze wird über 200 Galerien nach London bringen, darunter einige big player wie Gagosian und Hauser & Wirth, die sich zur Armory nicht bemühen, und sie wird zahlreiche internationale Kuratoren für museumsreife Sonderschauen und junge Kunstprojekte sorgen lassen – auch hier gilt die Devise Kunstmesse ja, aber bitte anders.

New York, so sagte der ehemalige Armory-Chef Horowitz, sei vielleicht die einzige Stadt auf der Welt, in der zwei so große Kunstmessen in so kurzem Abstand überleben könnten. Jetzt ist es an seinem Nachfolger Benjamin Genocchio, der im Januar von Artnet News kam, zu beweisen, dass die Armory eine davon sein kann.