Streetart

Was heißt hier Ok?

Blattgold trifft Graffito: Mit seiner Installation "Ok" reagiert der Künstler Stefan Brüggemann im britischen Folkestone auf die Corona-Krise und vermischt Luxus mit Protest

Auf den ersten Blick könnte man annehmen, dass im englischen Folkestone in der Grafschaft Kent jemand ein filigran vergoldetes Haus mit schwarzer Farbe beschmiert hat. Mit etwas Wohlwollen kann man aus den gestischen Schlieren die Buchstaben "Ok" herauslesen. Doch eine künstlerische Aufmunterung? Für beide Interventionen am Gebäude der Non-Profit-Kunstorganisation Hop Projects CT20 ist Stefan Brüggemann verantwortlich, der das dreistöckige Gebäude zuerst vergolden ließ und dann mit dem ermutigenden Schriftzug versah. Das Werk "Ok (Untitled)" sollte eigentlich Teil der Folkestone Triennale im September sein - die wurde jedoch wegen der Covid-19-Pandemie abgesagt.

Weil die Vergoldung der Hausfassade (fällt unter Bauarbeiten) auch während des Lockdowns in Großbritannien möglich war, hat der in Mexiko geborene Künstler Brüggeman sein Projekt kurzerhand vorgezogen. Hauswand Anschauen geht für das Publikum auch, wenn die Museen und Ausstellungsräume geschlossen sind. Als letztes fügte der Künstler nun mit einem umgebauten Feuerlöscher den schwarzen Schriftzug hinzu.

Nach eigener Aussage interessiert Brüggemann der Gegensatz zwischen dem wertvollen Material des Blattgolds und der vermeintlichen "Schmiererei" des Graffito, das oft mit Vandalismus in Verbindung gebracht wird. Eine vergoldete Non-Profit-Organisation lässt sich außerdem als widersprüchlicher Kommentar zur finanziellen Situation von unabhängigen Kunstinstitutionen interpretieren. Der lapidare Kommentar "Ok" kann Ermutigung in der Corona-Krise sein - oder ein ironischer Kommentar zu so viel Luxus.

"Mich interessiert der Kontrast zwischen der ökonomischen und spirituellen Kraft des Goldes und dem Medium Wandmalerei, das oft Unzufriedenheit mit gesellschaftlichen Zuständen ausdrückt", sagte Brüggemann gegenüber "The Art Newspaper". Die Abkürzung "Ok" repräsentiert für den Künstler Resignation, Hoffnung und Akzeptanz. "Es regt zum Nachdenken und Zweifeln darüber an, was ok ist."