Die Kunsthistoriker und Kuratoren Maurizio Calvesi, Germano Celant, Okwui Enwezor und Vittorio Gregotti werden posthum mit dem Goldenen Löwen der Venedig Biennale geehrt. Die früheren Direktoren der Weltkunstschau hätten durch ihr originelles und visionäres kritisches Denken einige der markantesten Veränderungen der Gegenwartskultur antizipiert, heißt es zur Begründung. Vergeben wird die Auszeichnung offiziell am 1. September zur Eröffnung der Ausstellung "Le muse inquiete" im Hauptpavillon des Biennale-Geländes in den Giardini, in der sich die Biennale zu ihrem 125. Geburtstag bis zum 8. Dezember mit der eigenen Geschichte auseinandersetzt.
Okwui Enwezor gilt als einer der wichtigsten Kuratoren seiner Generation, der Künstlerinnen und Künstler aus Afrika ins Bewusstsein der europäischen und US-amerikanischen Öffentlichkeit rückte. 2002 leitete er die Documenta in Kassel, 2015 kuratierte er die Hauptausstellung der 56. Venedig Biennale. Er starb 2019.
Germano Celant war ein Vordenker der italienischen Arte Povera. Im September 1967 verwendete der Kunsthistoriker, Kritiker und Kurator diesen Begriff zum ersten Mal, als er in seiner Heimatstadt Genua eine Ausstellung mit den Künstlern Alighiero Boetti, Luciano Fabro, Jannis Kounellis, Pino Pascali, Giulio Paolini und Emilio Prini zeigte. Ende April diesen Jahres starb er mit 80 Jahren nach einer Infektion mit dem Coronavirus.
Vittorio Gregotti war Architekt und Designer. Bekannt wurde er insbesondere für seine Werke in Mailands Bicocca-Viertel, für das Olympiastadion von Barcelona, das Opernhaus in Aix-en-Provence und das Kulturzentrum Belem in Portugal. Im März erlag er mit 92 Jahren ebenfalls den Folgen einer Covid-19-Infektion.
Maurizio Calvesi war Kunsthistoriker und lehrte an der Università di Roma La Sapienza. 1984 und 1986 kuratierte er die Venedig-Biennale als künstlerischer Leiter.