Mit seiner Ausstellung "Welcome" zeigt sich Gregor Schneider politisch wie selten. "Wie stehen wir zu den Themen Heimat, Flucht und Migration?" Um diese Frage zu stellen, lud er eine syrische Familie ein, für einige Wochen im Krefelder Haus Esters zu wohnen. Vater und Mutter der Familie waren aus Syrien geflohen, die beiden Kinder wurden in Deutschland geboren.
Die im Kontext der Ausstellung anonym bleibende Familie richtete die Räume der unteren Etage des Ausstellungshauses nach ihrem Geschmack ein, um dort nur kurzfristig eine neue Heimat zu finden. Vor der Eröffnung von "Welcome" mussten sie ihr Domizil wieder verlassen, wurden aus dem Kunstumfeld gewissermaßen abgeschoben. Was bleibt, sind leere Räume mit wenigen Überresten ihres Aufenthalts: Tapeten, Vorhänge, Löcher von Nägeln, ein vergessenes Bild.
Schneider gelingt es mit dieser so performativen wie skulpturalen Setzung, die vielfachen Probleme mit Aufenthaltsgenehmigungen, Integration und kultureller Differenz anzusprechen. Gleichzeitig hinterfragt der Künstler die Rolle, die Kunstinstitutionen in diesem prekären Umfeld spielen können.
So war das von Ludwig Mies van der Rohe entworfene Haus Esters vor seiner Umfunktionierung zum White Cube ein Wohnhaus – soll es diese Funktion angesichts der Flüchtlingskrise wieder übernehmen? Wenn nicht, welche Form von Kunst sollte in Kunsträumen wie dem Haus Esters gezeigt werden: eine sich als autonom und unpolitisch verstehende Ästhetik oder vielmehr eine aktivistisch engagierte Kunst? Die von Sylvia Martin kuratierte Ausstellung "Welcome" führt gekonnt einen Mittelweg vor.
Dieser Text erschien zuerst in Monopol 06/2025