Berlin

Gropius-Direktorin: Aus dem Museum mit neuen Ideen rauskommen

Der Berliner Gropius Bau zeigt sich in neuer Offenheit. Eines der bedeutendsten Ausstellungshäuser in Europa lässt dafür viel Licht rein. Direktorin Rosenthal nutzt das für eine Hommage an die Internationalität der Stadt "Wir haben hier Künstler vieler unterschiedlicher Nationen zusammengebracht und feiern natürlich Berlin", sagt die neue Leiterin Stephanie Rosenthal zur Ausstellung "And Berlin Will Always Need You" im umstrukturierten Gropius Bau. Die Stadt lebe auch von den vielen Künstlerinnen und Künstlern. "Mit der Ausstellung wollen wir einen Teil von dem zeigen, was hier in Berlin gerade produziert wird." Dafür hat Rosenthal ein zeitliches Fenster geöffnet: "Das sind Arbeiten, die zum Teil erst kürzlich oder neu für unsere Ausstellung entstanden sind. Aber es sind auch Arbeiten dabei, die schon vor einigen Jahren entstanden sind."

Immer noch günstige Mieten, multikulturelle Einflüsse, internationales Flair gelten als Gründe für die Stärke des Künstler-Magneten Berlin. Rosenthal nennt zudem eine eher bürokratisch klingende Institution: den Deutschen Akademischen Austauschdienst. "Der DAAD hat es über die letzten Jahrzehnte immer wieder geschafft, wichtige internationale Künstlerinnen und Künstler nach Berlin zu bringen." Berlin sei eine Stadt, in der es sich gut arbeiten lasse. "Zudem ist es eine Stadt mit sehr freiem Geist. Das ist ein guter Ausgangspunkt, um interessante Arbeiten zu machen."

Eine Auswahl ist in "And Berlin Will Always Need You" zu sehen. Die Arbeiten befassen sich etwa mit traditionellen Produktionsmethoden. Thematisch geht es um Urheberschaft, Arbeitsprozesse oder Machtstrukturen. Zu den Künstlern gehören Olaf Holzapfel mit abstrakten Textilarbeiten, Leonor Antunes mit Skulpturen aus Holz und Leder oder Theo Eshetu mit einer Videoarbeit über zwölf Screens. 

Im nun geöffneten, riesigen Lichthof hat Chiharu Shiota in wochenlanger Arbeit eine Installation realisiert. "Die japanische Künstlerin lebt und arbeitet seit mehr als 20 Jahren in Berlin. Sie bezieht sich explizit auf die Geschichte des Lichthofs, der während des Zweiten Weltkriegs das Zuhause für die Kunstbibliothek wurde", sagt Rosenthal. In dem raumgreifenden Gewebe sind scheinbar schwebende Buchseiten und Bücher verarbeitet, "die hier zu Hause waren". 

Die neue Offenheit des Lichthofs zieht sich unter Direktorin Rosenthal durch den gesamten im Stil der Renaissance errichteten Bau. "Das Gebäude wurde ursprünglich mit lichtdurchfluteten Räumen gebaut." Es sei von Transparenz, Offenheit und Diskurs geprägt. "Das wollen wir auch für unsere Besucherinnen und Besucher: Aus dem Museumsbesuch mit neuen Ideen rauszukommen, da die Kunst neue Horizonte erschlossen hat und man durch Kunst realisiert, dass man nicht immer in vorgefundenen Linien gehen muss."

Rosenthal sieht für den Gropius Bau mit Blick auf die üppige Museumsszene eine "Sonderrolle in Berlin". "Wir sind ein riesiges Ausstellungshaus, wir haben keine feste Sammlung." Das Haus bewege sich als "eine einzigartige Institution mit sehr breitem Publikum" von zeitgenössischer Kunst bis zur Archäologie. "Diese Geschichte werden wir auch weiter schätzen."