Umstrittener Verkauf

Grütters bittet Bayer-Chef um Schenkung von Dresdner "Mars"

Die  Bayer AG erklärte sich bereit, die Statuette den Staatlichen Kunstsammlungen zu verkaufen. Kulturstaatsministerin Monika Grütters bittet nun um die Schenkung und appelliert an die gesellschaftliche Verantwortung der Bayer AG

Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hat den Chef des Pharmakonzerns Bayer, Werner Baumann, in einem persönlichen Brief gebeten, den Dresdner Kunstsammlungen die "Mars"-Skulptur doch zu schenken. Zuletzt hatten die Museen angekündigt, das Werk des Renaissance-Künstlers Giambologna (1529-1608) durch gemeinschaftliches Engagement mehrerer Geldgeber zu kaufen.

"Was für die Museen in Dresden und andere Helfer größte Opfer sind, nimmt sich im Verhältnis zum Umsatz Ihres riesigen Unternehmens für dieses doch eher bescheiden aus", heißt es in dem der Deutschen Presse-Agentur vorliegenden Brief von Grütters an Baumann.

"Ihr Unternehmen hat den 'Mars' einst selbst als Schenkung erhalten", betont sie. Dagegen stammten sowohl die Gelder der Museen wie auch die von ihr in Aussicht gestellte Million für den Ankauf der Skulptur aus Steuergeldern. Auch eine unbefristete Dauerleihgabe sei vorstellbar.

Die Bayer AG in Leverkusen hatte die "Mars"-Figur ursprünglich Anfang Juli bei einer Auktion von Sotheby's in London versteigern lassen wollen. Nach öffentlichem Protest zog das Unternehmen den Auftrag in letzter Minute zurück und bot den Dresdner Sammlungen einen direkten Verkauf an. Der Konzern will eigenen Angaben zufolge mit dem Geld in junge Kunst investieren.

Die etwa 40 Zentimeter große Renaissance-Bronze gehört zum ältesten Sammlungsbestand der Dresdner Museen, sie war rund 300 Jahre in der Stadt. 1924 geriet sie in Privatbesitz und wurde 1983 der Bayer AG geschenkt. Sie gilt als national wertvolles Kulturgut.

In ihrem Brief erinnert Grütters den Bayer-Chef an seine gesellschaftliche Verantwortung. Zudem verweist sie darauf, dass ihm als Schatzmeister des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft kulturelle Belange sicher am Herzen lägen.

"Ein Konzern wie Ihrer, der damit wirbt, dass der Wert seiner Marke bereits 2015 auf 6,3 Milliarden Euro beziffert wurde, soll sich auch der damit einhergehenden gesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden", schreibt sie. "Eigentum - und dazu gehört auch Kultureigentum - verpflichtet."