Poster in New York

Die Guerilla Girls knöpfen sich das MoMA vor

Guerrilla Girls "MoMA/LeonBlack/GlennDubin/JeffreyEpstein", 2019, New York 
Foto: Luna Park, Courtesy Guerilla Girls and Art in Ad Places

Guerrilla Girls "MoMA/LeonBlack/GlennDubin/JeffreyEpstein", 2019, New York 

Die Aktivistinnengruppe Guerilla Girls kehrt auf ihr ursprüngliches Territorium zurück - die Straße. Auf einem Plakat in New York wirft sie dem MoMA vor, Spender mit Verbindungen zum Sexualstraftäter Jeffrey Epstein zu hofieren   

In letzter Zeit machte das MoMA in New York vor allem positive Schlagzeilen: eine überwiegend gelobte Wiedereröffnung mit neuen Räumen und aufgemischtem Kanon, der 90. Geburtstag der Institution, der Leiter des Museums, Glenn Lowry, auf Platz eins der "Art Review Power 100". Ein Poster an einer Telefonzelle in Midtown Manhatten lenkt die Aufmerksamheit nun jedoch auf ein anderes Thema. Die Debatte um ethisch fragwürdige Sponsoren in der Kunst hat das MoMA erreicht. 

Mit gelben Buchstaben auf schwarzem Grund und dem charakteristischen Gorillakopf knöpfen sich die Aktivistinnen der Guerilla Girls die indirekte Verbindungen des Museums zum verurteilten Sexualstraftäter Jeffrey Epstein vor. Die Gruppe hat gegenüber Monopol bestätigt, dass sie tatsächlich die Urheberin des Posters ist.

Dem mittlerweile verstorbenen Investmentbanker mit guten Verbindungen in die höchsten Kreise der Politik wurde vorgeworfen, einen Sexhandelsring mit Minderjährigen betrieben zu haben. Bereits 2008 wurde er wegen erzwungener Prostitution einer Minderjährigen zu einer Haftstrafe verurteilt, 2019 wurde er erneut verhaftet, weil ihm der Missbrauch hunderter junger Mädchen vorgeworfen wurde. Bevor es zu einem Prozess kam, wurde Epstein jedoch tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden. Die genauen Umstände sind noch immer unklar, die Behörden gehen von Suizid aus. 

Angebot zur Unterstützung

Seitdem wird in den USA über mächtige Mitwisser Epsteins diskutiert. Die Guerilla Girls werfen dem MoMA vor, zwei Unternehmer in ihrem Vorstand zu haben, die enge Verbindungen zu dem Ex-Banker pflegten. Das Plakat vor dem Museum trägt den Titel "Ratschlag für das Museum of Modern Art zu GROSSEN Spendern mit GROSSEN Verbindungen zu Jeffrey Epstein". Darunter heißt es: "Das MoMA sollte Leon Black und Glenn Dubin aus ihrem Vorstand werfen, die 'Black-' und 'Dubin Galleries' in Schwarz auskleiden und Schilder aufhängen, die erklären, warum. Die Guerilla Girls sind bereit, beim Schreiben zu helfen."

Den MoMA-Spendern und "Board of Trustees"-Mitgliedern Leon D. Black und Glenn Dubin wird vorgeworfen, auch nach Epsteins erster Verurteilung enge geschäftliche und private Kontakte zu ihm gepflegt zu haben. Beide bestreiten dies. Das MoMA, das Ausstellungsräume nach den beiden Mäzenen benannt hat, hat sich bisher nicht zu den Vorwürfen geäußert.

Pionierinnen des Aktivismus in der Kunst

Das stets anonym mit Gorilla-Masken auftretende Aktivistinnenkollektiv Guerilla Girls weist seit Jahrzehnten auf Missstände im Kunstsystem hin. Mit sarkastisch formulierten Postern prangerten sie beispielsweise Unterrepräsentation von Frauen in Museen und Galerien an. Die Mitglieder, die Decknamen wie "Käthe Kollwitz" und "Frida Kahlo" benutzen, gelten als Vorreiterinnen des feministischen Aktivismus in der Kunst. Gerade sind einige ihrer Arbeiten auch auf der Art Düsseldorf zu sehen.

Inzwischen benutzt die Gruppe auch digitale Kanäle wie Twitter, wo die Botschaft ans MoMA zuerst erschien. Zusammen mit der Organisation Art in Ad Places kehren sie jedoch auf ihr traditionelles Territorium zurück: die Straße.