Kunst für die Hansestadt

Günther Uecker schenkt Rostock seinen Zyklus "Huldigung an Hafez"

Günther Uecker schenkt der Stadt Rostock seinen Zyklus "Huldigung an Hafez". Zur Eröffnung der dazugehörigen Ausstellung kam auch der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck - die beteiligten Künstler aus dem Iran konnten nicht anreisen

Der aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Künstler Günther Uecker hat seinen Zyklus "Huldigung an Hafez" der Hansestadt Rostock geschenkt. Die im Jahr 2015 entstandene Serie besteht aus insgesamt 42 Arbeiten, davon 31 Siebdrucke, 6 Sanddrucke sowie 5 Prägedrucke. Der 90-jährige Uecker, der in Düsseldorf lebt, war zusammen mit Alt-Bundespräsident Joachim Gauck (mit Maske) in die Kunsthalle gekommen, wo die Ausstellung der Werke eröffnet wurde.

Der Zyklus widmet sich dem um 1320 in Shiraz geborenen persischen Dichter und Mystiker Hafez, dem sich Uecker ebenso wie dem Iran eng verbunden fühlt. Zusätzlich sind in der Ausstellung Werke von acht iranischen Künstlern zu sehen, die aber wegen der Corona-Krise nicht nach Rostock kommen konnten.

Der vor allem durch seine Nagelreliefs weltbekannte Uecker berichtete, dass er in den vergangenen sechs Wochen in Quarantäne im eigenen Garten war. Diese Zeit habe ihn zur Einkehr geführt. "Diese Einkehr, die einen überfällt, dass man so erschrocken ist, verängstigt vor der Welt, die einem verloren geht." Er bezog sich dabei auch auf den Perser Hafez. "Mit seinen wunderbaren Versen, die von menschlicher Nähe handeln, gelebtes Leben, auch getrunken, geliebt und verehrt und voller Demut vor der Schöpfung. Das ist der Hafez."

Er habe schon Mitte der 1950er-Jahre begonnen, sich mit Hafez zu beschäftigen, berichtete Uecker. Die Worte des Dichters hätten ihn tief berührt. Er habe bei der Gestaltung der Werke intuitiv gehandelt mit der Auswahl der Texte, den dazu gehörenden Farbensequenzen in Verbindung zu den geschriebenen Worten.

"90 Jahre Uecker, 90 Jahre wunderbare Kunst"

Der Beginn der Ausstellung war ursprünglich schon für März vorgesehen, dann aber wegen der Corona-Krise verschoben worden. Der Chef der Kunsthalle, Uwe Neumann, zeigte sich glücklich, mit dem "Weltkünstler Günther Uecker" die letzte Ausstellung vor dem im Herbst anstehenden kompletten Umbau der Ausstellungsstätte gestalten zu können.

Für Rostocks Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) ist die Uecker-Ausstellung ein weiterer Schritt hin zur Normalisierung in Zeiten der Corona-Krise. "Auch ein Museum ist systemrelevant." In den letzten Wochen habe es geheißen, Kunst und Kultur könnten warten. "Das ist jetzt wieder da." Die Schenkung des Zyklus sei ein starkes Signal mitten in dieser Zeit. "Das bewegt", sagte Madsen.

"90 Jahre Uecker, 90 Jahre wunderbare Kunst", erklärte Bildungsministerin Bettina Martin (SPD). Uecker sei ein sehr vielschichtiger Künstler, der nicht auf seine Nagelreliefs reduziert werden dürfe. Die Lyrik Hafez' inspiriere ihn und seine Kunst. "Wenn man sich die wunderbaren Bilder anschaut in Komposition mit diesen unglaublich blumigen Texten, ist das eine Kunst, die diese Poesie in unsere Zeit holt."