Politische Kunst

Hans Haackes Documenta-Banner rufen in Sachsen zu Solidarität auf

"Wir (alle) sind das Volk": Das Banner, das im vergangenen Jahr auf der Documenta 14 in Athen und Kassel zu sehen war, wirbt jetzt in drei sächsischen Städten für Solidarität mit Migranten und Flüchtlingen

Als der Künstler Hans Haacke 2000 ein Kunstwerk für den Lichthof des Bundestags vorschlug, wurde seiner Arbeit mit knapper Mehrheit zugestimmt: Die Widmung vom Portikus des Gebäudes "Dem Deutschen Volke" änderte er ab in "Der Bevölkerung" und plazierte den Schriftzug liegend am Boden. Jeder Abgeordnete war angehalten, Erde aus seinem Wahlkreis zu dem Kunstwerk beizusteuern. 2003 griff Haacke den Gedanken auf, als er nachts den Schriftzug "Wir (alle) sind das Volk" auf die Leipziger Nikolaikirche projizieren wollte. Das war im Rahmen eines Wettbewerbs, aber ein anderer Künstler bekam den Zuschlag. 

Diese Abwandlung des Slogans der ostdeutschen Dissidenten von 1989 benutzt Haacke nun erneut, um die "Verbundenheit mit allen Migranten und Flüchtlingen" zu zeigen, so der Künstler. Auf Banner gedruckt, mit Regenbogenfarben versehen und in zwölf verschiedenen Sprachen hing die Arbeit zur Documenta 14 in Athen und Kassel, danach war sie in Brüssel, Gent, New York, Bratislava und in Ramallah zu sehen. Ende August hing das Banner an Hochschule für Bildende Künste in Dresden – als Reaktion auf eine Versammlung der rechtsextremen Identitären Bewegung.

Die jüngsten Ausschreitungen in Chemnitz haben die Hochschule für Bildende Künste in Dresden, die Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und die Kunstsammlungen Chemnitz in Kooperation mit der Journalistin und Kunsthistorikerin Sarah Alberti nun bewogen, das Banner an den drei sächsischen Insitutionen zu zeigen. 

"Das Volk, vor allem die Unterschiedlichkeit und die plurale Zusammensetzung unserer Bevölkerung, schließt einen kulturellen und sozialen Reichtum ein, der für eine weltoffene und tolerante Hochschule wichtig ist", sagte Thomas Locher, Rektor der Hochschule für Grafik und Buchkunst.