Es ist eines der umstrittensten Kunstwerke der Nachwendezeit: Hans Haackes Installation "Der Bevölkerung" – ein Kasten im Lichthof des Reichstages, den die Abgeordneten mit Erde aus ihrem Wahlkreis füllen sollten – konfrontierte das wiedervereinigungsselige Deutschland mit seinem Volksbegriff und dem Nachwirken der Blut-und-Boden-Ideologie.
20 Jahre nach der Einweihung – das Werk wurde damals nach hitziger Bundestagsdebatte mit nur zwei Stimmen Mehrheit angenommen – präsentiert der Neue Berliner Kunstverein (n.b.k.) eine umfangreiche Projektdokumentation. Haackes Neonschriftzug "Wir (alle) sind das Volk" erlebt gleichzeitig stadtweit als Plakat und Banner eine Renaissance.
2003 entstanden, greift das Werk, das auch auf der vergangenen Documenta 14 in Athen und Kassel zu sehen war und danach in drei sächsischen Städten für Solidarität mit Migranten und Flüchtlingen warb, den Slogan ostdeutscher Demonstranten während der Wendezeit auf. Angesichts der Instrumentalisierung des Wortes "Volk" durch Pegida, Verschwörungsgläubige und Identitäre sind Haackes Werke brisanter denn je.