Die Künstlerin und Lennon-Witwe wird 80

Happy Birthday, Yoko Ono!

New York (dpa) - Andere wären unter dem Erbe des Ex-Beatle John Lennon, den Anfeindungen der Fans und den Tiraden der Presse eingeknickt oder abgetaucht - Yoko Ono tat das Gegenteil. Seit dem Tod Lennons 1980 verteidigt sie als seine Witwe seinen Nachlass und macht weiter Kunst. Am Montag wird Yoko Ono 80 Jahre alt.

   Von Müdigkeit ist bei ihr nichts zu merken. «Ich habe das Gefühl, ich habe immer noch nicht genug gemacht. Um ehrlich zu sein, werde ich das Gefühl nicht los, überhaupt noch nichts erledigt zu haben», sagte sie vor wenigen Tagen in einem dpa-Gespräch in Frankfurt. «Wenn ich also 80 werde, dann fange ich ein neues, ein zweites Leben an. Ich werde all das machen, was ich bisher nicht geschafft habe.»

 Am Freitag begann in der Frankfurter Schirn eine Retrospektive ihres Schaffens mit rund 200 Objekten, Filmen, Installationen, Fotos, Zeichnungen, Texten und Musik. Ein Album ist in Arbeit. «Kunst ist wie ein Instinkt in mir», sagte Ono 2010 in einem Interview. Das war schon so, bevor sie den Beatle traf. Ono war bereits als Künstlerin der Fluxus-Bewegung bekannt, hatte zweimal geheiratet und war Mutter einer Tochter. Sie hatte sich ein Leben gegen die traditionellen Vorstellungen ihrer japanischen Familie erkämpft. Geboren in Tokio, wuchs sie in reichen Verhältnissen auf. Die emotionale Bindung zu den Eltern war laut Ono nie eng.

Onos Privatleben verläuft alles andere als friedlich

Dann steht Ende der 60er in einer Galerie Lennon vor ihr. «In gewisser Weise ruinierten John und ich mit unserer Beziehung unsere Karrieren», sagte Ono dem «Sunday Telegraph». Das Paar heiratet 1969. Die Welt darf am Liebesglück und den pazifistischen Happenings teilhaben: Die Flitterwochen verbringen sie beim «Bed-In» im Hotelzimmer vor Journalisten - als Statement gegen Krieg. «Make love, not war!» wird Botschaft und Hymne der beiden.

   Onos Privatleben verläuft alles andere als friedlich. Ihr zweiter Mann entführt 1971 die minderjährige Tochter Kyoko. «Es war, als ob jemand einen Teil meines Körpers weggerissen hätte», erinnerte sich Ono in Gesprächen. Mutter und Tochter sehen sich erst über zwei Dekaden später wieder.

   Von vielen Beatles-Fans geht derweil unverhohlener Hass in Richtung Ono. Nachdem Lennon 1970 aussteigt und sich die Band trennt, gibt es in den Augen vieler nur einen Grund dafür: Yoko Ono. Sie wird zur «Drachenfrau», zur «bösen Hexe im Beatles-Märchen».

   Dabei, verteidigte Sir Paul McCartney sie kürzlich in einem Fernsehinterview, sei es nicht wegen Ono zum Aus gekommen. «Sie hat die Gruppe mit Sicherheit nicht auseinanderbrechen lassen, die Gruppe ist selbst auseinandergebrochen», sagte McCartney. Tatsächlich habe sie Lennon gut getan, ihn inspiriert.

   Mit Ono singt Lennon mit Rauschebart und wallenden Gewändern Friedenslieder. Die Solokarriere gelingt ihm nicht, Ono und Lennon trennen sich und kommen wieder zusammen. Erst Sean, der gemeinsame Sohn, der 1975 geboren wird, sorgt für Beständigkeit. Lennon wird zum Hausmann.

Yoko Ono wird als «Schwarzen Witwe» angefeindet

   Dann bricht am 8. Dezember 1980 für viele eine Welt zusammen, vor allem die von Ono. Vor dem pompösen New Yorker «Dakota», in dem die Lennon-Witwe bis heute lebt, erschießt Mark Chapman den Musiker. «Johns Tod war das Schlimmste», sagte Ono in Interviews. Sie stößt auf Unverständnis, als sie auf der Platte «Season of Glass» ein Foto der blutigen Brille Lennons veröffentlicht. Nun wird sie zur «Schwarzen Witwe», zum geldgierigen «Nachlasshai».

   «In den letzten fünfzig, sechzig Jahren wurde ich beschimpft, wurden Lügen über mich verbreitet und Hassbriefe an mich geschickt», erzählte Ono dem Korrespondenten der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» bei einem Gespräch im «Dakota». Den Hass habe sie «in positive Energie umgepolt». «So viel Energie war das, dass ich jetzt genug für zweihundert Jahre habe.»

Die Februar-Ausgabe von Monopol widmet Yoko Ono ein großes Porträt. Die Ausstellung "Half-a-wind show. Eine Retrospektive" ist bis zum 12. Mai in der Schirn Kunsthalle, Frankfurt, zu sehen. Einen Bericht zur Geburtstagsfeier am Sonntag in der Volksbühne Berlin finden Sie hier