Böhmermann stellt seine Ausstellung vor

"Hart an der Gegenwart"

TV-Moderator Jan Böhmermann zeigt in Düsseldorf eine eigene Ausstellung. Vorab war so gut wie nichts über das Vorhaben zu erfahren. Jetzt hat der Satiriker im NRW-Forum die Schau "Deuscthland" vorgestellt. Und es gibt erste Fotos

Die Ausstellung hat der 36-Jährige mit seiner seine Produktionsfirma Bildundtonfabrik (btf) zusammengestellt. Er wolle damit "hart an der Gegenwart" arbeiten. Die gescheiterten Jamaika-Sondierungen in Berlin seien dafür geradezu ein Glücksfall, sagte er. "Dass wir gerade in so einer Art Lauerstellung sind, ist für die Ausstellung perfekt." Momentan gebe es keine Gewissheiten und keine Richtung.

Die Ausstellung, die am Donnerstagabend eröffnet werden sollte, zeigt zum Beispiel Wanderkleidung, die man von Urlaubsfotos der Kanzlerin kennt. "Die Wanderkleidung finde ich von daher ganz schön, weil sie zum ersten Mal diese Form von Macht, mit der wir seit zwölf Jahren konfrontiert werden, greifbar macht", erklärt Böhmermann. Das sei sie sonst ja nie. "Dieses Beige, was in den Socken, in der Hose und in der Mütze eigentlich steckt: Das ist zumindest tröstlich, dass man es anfassen kann."

Mit Virtual-Reality-Brillen kann man eine fiktive Achterbahnfahrt im angeblichen "Reichspark" machen, der die Zeit von 1933 bis 1945 zum Freizeiterlebnis erhebt. Inklusive Bücherverbrennung und Begegnung mit Hitler. Ein bitterer Kommentar zur Debatte um Erinnerungskultur. An "Diskursautomaten" kann man sich per Knopfdruck entscheiden: schuldig oder unschuldig, Israel oder Palästina, Karriere oder Familie, Ost oder West. Wer abstimmt, soll fotografiert und auf Twitter geladen werden - ein Schwarz-Weiß-Netz-Diskurs in der Selbsterfahrung. Böhmermann nennt die Ausstellung "invasiv".

Die große Zäsur seiner Karriere findet man natürlich auch: der Rechtsstreit um sein "Schmähgedicht" auf den türkischen Präsidenten Erdogan. In einem "Rechtsfreier Raum" genannten Séparée wird dazu der Kniff genutzt, öffentlich zugängliche Dokumente im Netz aufrufen zu können - etwa jene Mitteilung des Landgerichts Hamburg, in der auseinanderdividiert wurde, welche Verse verboten sind und welche nicht. In einer ganz anderen Ecke findet man einen Pappaufsteller mit der Abbildung eines Mannes. "Das ist der Anwalt von Erdogan", stellt Böhmermann fest.

Die Besucher müssen vor Betreten der Ausstellung an einer "Passkontrolle" ihr Handy abgeben, um keine Fotos verbreiten zu können. Man wolle der Schau nicht "das Neue" nehmen, begründete Böhmermann die Geheimnistuerei.