LJ Rader, warum haben Sie Ende 2019 den Account @ArtButMakeItSports ins Leben gerufen?
Ehrlich gesagt, hauptsächlich, weil Freunde mich dazu gedrängt haben. Jahrelang habe ich auf meinem privaten Instagram-Account schon Kunst- und Sport-Nonsens gepostet, bis mir alle sagten, ich solle daraus ein eigenes Projekt machen. Ende 2019 startete ich dann tatsächlich mit @ArtButMakeItSports – drei Monate später kam die Corona-Pandemie, und plötzlich hatte ich etwas, womit ich mich beschäftigen konnte.
Wann haben Sie gemerkt, dass daraus mehr als nur ein privates Nebenprojekt werden könnte?
Ich denke, es wird für mich immer ein persönliches Nebenprojekt bleiben, egal, wie groß es noch wird. Mir war zwar früh klar, dass der Account irgendwann Aufmerksamkeit bekommen und ich Follower gewinnen würde – aber das war nie und wird nie mein Antrieb sein. Trotzdem ist es natürlich schön, das Wachstum mitzuerleben.
Sie kommen ursprünglich aus der Sportanalyse und haben keine klassische Kunstausbildung. Was reizt Sie daran, diese beiden Welten miteinander zu verbinden?
Wir wachsen mit der Vorstellung auf, dass Sport und Kunst zwei völlig verschiedene Disziplinen seien. In Wahrheit sind sie sich aber unglaublich ähnlich: Beide basieren auf Übung, Bewegung, Balance und Einzigartigkeit. Unterschiedliche Anwendungen – aber für mich greifen sie nahtlos ineinander.
Ihr erster viraler Post im Jahr 2022 zeigte den slowenischen Basketballer Luka Dončić neben Jusepe de Riberas Gemälde "Christus verspottet und mit Dornen gekrönt" (um 1638). Was hat dieser Moment für Sie verändert?
Vor allem, dass auf einmal deutlich mehr Menschen auf mich aufmerksam wurden und anfingen, mir zu folgen. Wachstum passiert ja immer schrittweise – es kommt ein viraler Post, danach flacht es wieder ab, bis der nächste durch die Decke geht. Aber es macht jedes Mal Spaß, wenn meine Instagram-Benachrichtigungen explodieren.
Im Frühjahr 2024 sorgte Ihre Kombination des American-Football-Stars Jason Kelce mit dem "Bacchusfest" (1654) des niederländischen Malers Philips Koninck für Aufsehen – bis hin zur NFL und sogar zur "New York Times". Wie hat es sich angefühlt, als Ihre Arbeit plötzlich im kulturellen Mainstream ankam?
Es war großartig. Wann immer mediale Aufmerksamkeit entsteht, bin ich begeistert. Gleichzeitig ist es aber – ehrlich gesagt – auch ein bisschen ernüchternd. Früher gab es unzählige Accounts wie meinen: kreativ, mit einem eigenen Gespür für den kulturellen Zeitgeist. Das Internet hat solche "Graswurzel-Ideen" richtig befeuert. Heute hingegen geht es nur noch ums Abgreifen von Reichweite: Inhalte werden gestohlen, Provokationen gestreamt, KI-Müll gepostet. Insofern macht es mich fast traurig, dass mein Account inzwischen als diese eine große Ausnahme gilt, die eine Berichterstattung wert ist.
American-Football-Star Jason Kelce als Bacchus
Haben Sie ein persönliches Lieblingswerk, das Ihnen am meisten bedeutet – unabhängig davon, wie es von der Community aufgenommen wurde?
Klingt nach einem Klischee, aber: immer das nächste. Ein Hauptgrund, warum ich den Account weiterführe, ist die Jagd nach diesem kleinen Dopamin-Schub, wenn es mir gelingt, eine neue Verbindung zwischen Kunst und Sport herzustellen.
Können Sie uns durch Ihren Prozess führen – woran erkennen Sie bei einem Foto, dass es zu einem Gemälde gehört?
Der Kern liegt wohl in meinem angeborenen Blick, etwas, das sich gar nicht wirklich erklären lässt – es ist einfach da. Auf der Oberfläche ist es aber recht simpel: Farben, Licht, die Anordnung der Figuren. Außerdem zählen die Bedeutung des Moments in der Sportszene und der Kontext drumherum enorm.
Viele gehen davon aus, dass Sie KI nutzen – aber Sie legen Wert darauf, dass Sie das nicht tun. Wirklich?
Für mich würde der Account seinen gesamten Sinn verlieren, wenn nicht ich selbst die Gegenüberstellungen auswähle. Selbst, wenn die Technologie irgendwann mein Niveau erreicht oder sogar übertrifft – ich würde sie nicht einsetzen. Der Punkt ist, mich selbst zu testen, meinen Kopf wachzuhalten und diesem Kick nachzujagen. Wenn ich ein Sportfoto sehe, setzt fast automatisch etwas ein – und genau dieses Gefühl ginge verloren, sobald irgendein Tool die Zusammenstellung übernimmt.
Sie haben einmal beschrieben, dass Sie sich für große Events wie den Super Bowl mit Tausenden von Bildern vorbereiten. Wie fühlt es sich an, in solchen Hochdruckmomenten in Echtzeit zu arbeiten?
Es ist das Beste. Der Kick ist zehnmal so stark, wenn ich es schaffe, während eines großen Ereignisses etwas live zu posten.
Heute markieren Sie Ihre Follower aktiv mit Vorschlägen. Wie hat dieses Community-Engagement den Account beeinflusst?
Es erspart mir unglaublich viel Zeit bei der Suche nach Sportbildern – früher musste ich ständig selbst auf Social Media unterwegs sein, um virale Momente oder spannende Motive zu entdecken. Jetzt werde ich von Hunderten Menschen in faszinierenden Bildern markiert. Das ist eine enorme Hilfe, und ich schätze die Community, die sich darum gebildet hat, wirklich sehr.
Sie haben bereits mit dem Basketball-Team Utah Jazz und der Football-Mannschaft Atlanta Falcons zusammengearbeitet. Gibt es eine Traum-Kollaboration – vielleicht mit einem Museum oder einem Team?
Eigentlich nicht – ich freue mich über alles, was sich organisch ergibt. Wichtig ist mir nur, dass jede Zusammenarbeit das Herzstück meiner Arbeit unberührt lässt. Ich würde niemals etwas machen, das davon abweicht oder bloß als Verkaufsvehikel dient. Besonders begeistert bin ich allerdings, wenn ich Fotografen einbeziehen kann, die selbst Freude an meinem Account haben.
Warum, glauben Sie, stoßen Ihre Gegenüberstellungen auf so viel positive Resonanz – in einem Internet-Umfeld, das sonst oft so gespalten ist?
Am Ende des Tages ist es einfach Spaß – und die visuelle Ebene macht es leicht zugänglich. Es zeigt auf spielerische Weise, dass sich Geschichte wiederholt oder dass wir uns gar nicht so sehr unterscheiden. Das mögen die Leute. Und ich glaube, viele sind es schlicht leid, ständig nur auf shit posts oder Influencer-Content zu stoßen, der einzig auf Geld abzielt – da wirkt das wie ein frischer Wind.
Wenn Sie nach vorn blicken: Wo sehen Sie @ArtButMakeItSports in fünf Jahren?
Ich habe gerade ein Buch geschrieben, was ein spannender und herausfordernder Prozess war. Eine Ausstellung fände ich cool – ich denke viel darüber nach, wie die Posts in der physischen Welt wirken könnten. Aber am Ende geht es mir vor allem darum, dass es für mich selbst spannend und herausfordernd bleibt. Sobald das nicht mehr der Fall ist, würde ich den Account schließen. Zum Glück macht es immer noch riesigen Spaß.