Insta-Q&A: Stephanie Sarley

"Meine Kunst wird kopiert und mir als Werbung ins Gesicht gedrückt"

In unserem Instagram-Fragebogen stellen wir Kreative mit ambitionierten Accounts vor. Diesmal: Künstlerin Stephanie Sarley, deren Bildideen kürzlich von Miley Cyrus kopiert wurden

Warum sind Sie auf Instagram?
Manchmal frage ich mich das selbst. Ich liebe meine Fans. Und die Verbindungen, die ich in die Kunstwelt geknüpft habe, sind von unschätzbarem Wert. 

Worum geht es bei Ihnen auf Instagram?
Es geht um meine Kunst, also um Feminismus und weibliche Sexualität. Das soziale Netzwerk Instagram ist eine Plattform, auf der ich meine Ansichten äußere. Um das Jahr 2015 herum ging es um neue Sichtbarkeit für meine Kunst und um den Aufbau meines Publikums. Ich hatte einige Zensurprobleme mit meinem "Fruit Porn“, weil ich Früchte fingere. Als Reaktion darauf schuf ich Kunst. Jetzt bin ich stark vom Chaos im Internet inspiriert, das ich erlebe: von Kopie zu Kopie, vom massenhaften Teilen von Inhalten und von Memen. Deshalb habe ich diese Konzepte in meine neuen Arbeiten integriert.

Was halten Sie von der Bezeichnung "Instagram-Künstlerin"?
Die Art und Weise, wie die Gesellschaft sogenannte Instagram-Künstler und Künstlerinnen betrachtet, ist erniedrigend. Künstler sind immer Künstler, ob sie nun online oder offline arbeiten. Der Begriff Instagram-Künstlerin ist so schlecht wie Influencerin. Solch eine Einordnung setzt Kunst herab, die in den sozialen Medien viele Menschen erreicht. Ich möchte nicht so genannt werden. 

Was stört Sie an Instagram?
Sehr viel. Ich habe aktuell viel über das Konzept von Sichtbarkeit vs. Ausbeutung nachgedacht und darüber, wo ich die Grenze ziehen soll, wenn es darum geht, wie respektlos manchmal mit Künstlern umgegangen wird. Wie die Medien und die sozialen Medien zur anhaltenden Ausbeutung in der Kunstindustrie beitragen. Wie Sichtbarkeit schnell zu Ausbeutung führen kann. Und wie Privilegien und Klassenunterschiede da hineinspielen. Meine Sicht auf die Nutzung von Instagram hat sich im Laufe der Zeit geändert, da mir klar geworden ist, dass Unternehmen und Eliten auf vielfältige Weise von Künstlern profitieren, die ihre Kunst heute eben anders kommunizieren. Über das Internet. Hier zeigen sich die Auswüchse des Kapitalismus. In den letzten Jahren ist es mehrmals passiert, dass meine Arbeit kopiert wurde, von großen und kleinen Unternehmen, hier in Amerika und anderswo. Ich gehe dagegen vor, aber das ist häufig aussichtslos.

Aktuell gab es wieder einen Fall ...
Ja, ich wurde von Miley Cyrus kopiert, die Medien berichten international über die Geschichte. Das ist ein besonders absurder Fall. Der Instagram-Algorithmus spielt mir die Werbung für ihr neues Album aus und für genau diese Art von Video wurde ich vor Jahren mehrmals von Instagram gesperrt. Jetzt wird meine Kunst kopiert und mir als Werbung ins Gesicht gedrückt. Das ist wirklich verrückt. Instagram ist zu einem Pool geworden, in den Menschen eintauchen, um sich an Ideen anderer zu bedienen.

Was kann man dagegen tun?
Es ist die gesamte Unternehmensmaschine, die systematisch vielen Menschen verwehrt, Erfolg auf der Plattform zu haben, wenn Sie zuvor kein Privileg haben. Also beispielsweise schon berühmt sind wie Miley Cyrus. Ich habe darüber nachgedacht, ob Instagram nicht mehr zum Schutz der Urheberrechte beitragen könnte. Das Unternehmen hat wahrscheinlich kein Interesse daran, etwas dagegen zu tun. 

Wem sollten wir alle auf Instagram folgen?
@breadfaceblog, @thecatdaddy, @hatezine, und mir, @stephanie_sarley.