Benefiz-Projekt

Fotografin Joanna Vestey porträtiert Menschen mit Mund-Nasen-Schutz

Wie gelingt Nähe in Pandemie-Zeiten, fragt Fotografin Joanna Vestey mit ihrem Projekt "Masked". Der Erlös der Kampagne, für die sie auch Künstlerinnen und Künstler inszeniert hat, soll Kindern zugute kommen und Zugang zu Kunst schaffen

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie haben unser Leben an vielen Stellen eingeschränkt. Nicht zuletzt die Mund-Nasen-Bedeckung, die zu einem festen Bestandteil unseres neuen Alltags geworden ist, hat Auswirkungen auf unsere zwischenmenschliche Kommunikation. Wie Studien zeigen, wird durch die Begrenzung der sichtbaren Mimik auf die obere Gesichtshälfte der Informationsaustausch so stark eingeschränkt, dass nonverbale Kommunikation fast unmöglich wird. Die Lesbarkeit von Emotionen wird enorm erschwert.

So macht auch die Fotokünstlerin Joanna Vestey in ihrer neuen Arbeit "Masked" die Maske als symbolische Barriere aus,  die innere Qualen und Kreativität verbirgt. Für das Projekt porträtierte Vestey 24 bekannte Persönlichkeiten aus der bildenden Kunst, dem Bildungswesen, Kommunikation und Recht, unter anderem die Malerin Jenny Saville und den Künstler Grayson Perry. Gezeigt werden die Personen in ihren privaten Räumlichkeiten, mit Maske und Distanz zur Fotografin von zwei Metern. Diesen intimen Moment hielt Vestey mit reduzierter Ausrüstung fest und verwendete ausschließlich natürliches Licht. 

Wir sehen die Gesichter distanziert, verborgen und offen zugleich und versuchen zwanghaft ihre Blicke zu lesen, doch wissen nie, ob es uns ganz gelingt. Lächelt die Person? Schaut sie besorgt oder verärgert? Vesteys Fotografien arbeiten hier an der Schwelle von pandemischer Verschlossenheit und zeitlosen philosophischen Fragen: Sind wir auch maskiert, ohne das Stück Stoff in unserem Gesicht? Setzten wir stets Masken auf, wenn wir der Welt gegenübertreten? Ist unser Charakter selbst die Maske?

Kunst hat Zauberkräfte

"Masked" ist als Charity Aktion für die Organisation "At the Bus" ins Leben gerufen wurden. Der Verein, der 2016 von Juli Beattie und ihrem Team gegründet wurde, bietet Schülern und Schülerinnen im Alter von sieben bis 18 Jahren einen kreativen, therapeutischen Ausgleich zum Schulalltag und will so die mentale Gesundheit und das Wohlbefinden der Kinder unterstützen. Der Doppeldeckerbus, der fast selbst schon ein Kunstwerk ist, wurde zu einem Atelier ausgebaut und fährt direkt auf das jeweilige Schuldgelände. "Kunst hat die magische Kraft, uns aus der Enge zu befreien, Freude zu wecken, die Höhen und Tiefen des Lebens zu spüren, auch wenn sie plötzlich unerreichbar scheinen", schreibt Simon Schama im Veranstaltungstext. Und das ist, was das Projekt für die Kinder auch nach der Krise noch seien möchte: ein ruhiger "Safe Space", wo Selbstwertgefühl und -vertrauen der Schüler und Schülerinnen durch gemeinsame kreative Arbeiten gestärkt wird.


So ist die Arbeit von "At the Bus" in Zeiten voller Unsicherheit und Stress besonders wichtig. Die soziale Isolation in Folge von Schulschließungen und zwischenmenschliche Barrieren, wie beispielsweise Masken, wirkt sich stark auf die psychische Gesundheit der Kinder aus. Bereits existierende emotionale Probleme werden verstärkt und machen sich in Form erhöhter Angst und Depressionen bemerkbar. Vor allem die Gruppendiskussion, in der die Schüler und Schülerinnen Raum und Zeit bekommen zu Reflektieren, Erfahrungen zu teilen und sich zu vernetzen, ist ein essenzieller Teil der Sitzungen von "At the Bus".

Ziel der Aktion "Masked" ist es, 150 000 Pfund zu sammeln, um die laufenden Kosten des Atelier-Buses zu decken. Die signierten 30x40 cm großen Porträts können in limitierter Auflage von 50 Drucken vom 1. Februar bis zum 31 März auf der Website von "At the Bus" erworben werden. In geringer Auflage sind unter anderem auch großformatige Drucke und eine komplette Sammelbox der Porträtserie erhältlich.