Philippe Parreno in Riehen

Jenseits der Milchstraße

Vor einigen Jahren, sagt der Künstler, habe er eine Unterkunft in einer Kolonie auf einem tropischen Planeten gebaut, der von Menschen verlassen wurde. Nun heißt es, er habe Zonen auf einem Stern in einem Zwergsonnensystem erschlossen. Wer sich aus den grellen Messekojen und stickigen Hallen zurückziehen und der Art Basel entkommen möchte, scheint in Philippe Parrenos Welt richtig zu sein. Die dunkle Gegend, das Flussbett, die Büsche, die Schluchten seien bewohnbar, sagt der französische Künstler. Das Leben sei in den continuously habitable zones, kurz CHZ, wieder möglich.

Parallel zur Art Basel zeigt Parreno in der Riehener Fondation Beyeler seinen neuen Film „C.H.Z.“ von 2011. Und wie schon frühere seiner Arbeiten führt auch dieses Werk eine Welt vor, die nicht nur auf der Leinwand, die auch fernab der musealen Kulisse existiert. Parreno reiste gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Bas Smets nach Portugal und verwandelte ein Gebiet in der Nähe von Porto in das düstere Szenario von „C.H.Z.“. Zeichnungen erzählen in der Einzelschau von einer Fläche, die in Brand gesetzt, einer anderen, die schwarz gefärbt wurde, von ausgehöhlten Büschen und freigelegten Baumstämmen.

„Ohne den Film gäbe es keine Landschaft und ohne die Landschaft keinen Film“, sagt Philippe Parreno und meint, ein geheimnisvolles Biest sei aus der Kreuzung zwischen Landschaftsarchitektur und Filmtechnik entstanden. Ein Biest? Im Zwergsonnensystem gibt es weit und breit keine Kreaturen.

Im Souterrain der Fondation Beyeler begegnet dem Besucher noch eine andere Arbeit. Wie für „C.H.Z.“ erschloss Parreno auch für seinen zweiten Film eine andere Welt. Er baute ein Hotelzimmer des New Yorker Waldorf Astoria nach, das Marilyn Monroe in den 50er-Jahren bewohnte. Eine Füllfeder gleitet über ein Papier, und es entsteht ein Brief in der Handschrift der Diva. „Hält Philippe Parreno sie auch für ein Biest?“ wird sich der Gast angesichts des Geists fragen, der zwischen Zimmerarchitektur und Filmtechnik heraufbeschworen wird. „Ja“, könnte die Antwort heißen, „aber nennen Sie mich doch bitte Kunst.“

Fondation Beyeler, Riehen bei Basel, 10. Juni bis 30. September