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Johanna Diehl fotografiert entfremdete Synagogen in der Ukraine

Heute lassen sich in den einst sakralen Räumen Zahnpasta kaufen, Hanteln heben und Körbe werfen: Die Künstlerin Johanna Diehl dokumentiert bizarr umgenutzte Synagogen in der Ukraine

Dass die Fotografien der Berliner Künstlerin, die sich in früheren Arbeiten mit der Architektur im italienischen Faschismus auseinandersetzte, einstige Gebetsstätten zeigen, ist dabei erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Viele Synagogen waren schon zwischen den Weltkriegen enteignet und teilweise in Kinos, Sporthallen und Klubs umgewandelt worden. In der deutschen Besatzungszeit wurden sie geplündert und zerstört. Auch wenn einige der Gotteshäuser bis heute noch als  Unterhaltungsstätten, Sportzentren oder Warenhäuser genutzt werden, erscheinen sie in den Fotografien Johanna Diehls stets menschenleer und verwahrlost. So verleiht sie den Räumen selbst eine Stimme: In ruhigen Bildern erzählen sie die tragische Geschichte einer rücksichtslosen Vertreibung jüdischer Gemeinden und einer brutalen Enteignung ihres religiösen Kulturraums.

Lediglich die zugemauerte Thora-Nische oder die wenigen, verbliebenen Malereien, die sich rissig und blass an den Decken halten, weisen noch auf ihre sakrale Ursprünglichkeit hin, haben jedoch ihre Anmut gänzlich verloren. Die detailreichen Innenansichten lassen sich wie eine Collage des letzten Jahrhunderts lesen, in der sich die ringenden Mächte, ihre Barbareien und Ideologien tief in ihre Wände eingeschrieben und mehrfach gewaltsam überschichtet haben. Ein Symbol des Schicksals der Ukraine selbst, ein von den Katastrophen des 20. Jahrhunderts stark gezeichnetes Land.

Monopol präsentiert eine Auswahl der Bilder in der Fotostrecke oben.