São Paulo

Jüdisches Kulturzentrum: Sind nicht von Documenta ausgeladen worden

Die Casa do Povo in São Paulo 2017 mit "Erroristas"-Flagge von Grupo Etcétera und Neonarbeit von Yael Bartana
Foto: Casa do Povo / Instituto Cultural Israelita Brasileiro

Die Casa do Povo in São Paulo 2017 mit "Erroristas"-Flagge von Grupo Etcétera und Neonarbeit von Yael Bartana

Das brasilianische Kulturzentrum Casa do Povo widerspricht Gerüchten, wonach es als jüdische Einrichtung von der Documenta ausgeladen wurde

In einem "FAZ"-Beitrag vom 8. Juli hieß es: "Ursprünglich soll auch ein jüdisches Kollektiv aus São Paulo von Ruangrupa kontaktiert worden, dann aber nach Protesten palästinanaher Teilnehmer wieder ausgeladen worden sein." Das Casa do Povo glaubt, mit "jüdisches Kollektiv aus São Paulo" gemeint gewesen zu sein. 

"Wir möchten klarstellen, dass wir nie offiziell eingeladen wurden, dem Lumbung-Netzwerk beizutreten", heißt es in einem offenen Brief. "Informelle Gespräche endeten (wie in den letzten Jahren manchmal geschehen) aufgrund der Covid-Situation. Ruangrupa beschloss, sich an die bereits eingeladenen 14 Einrichtungen zu halten. Außerdem wurde die Tatsache, dass wir eine jüdische Einrichtung sind, nie diskutiert, und es gab auch keinerlei Antisemitismus."

Auch wenn sie nicht als weiteres Kollektiv eingeladen wurden, haben die Betreiber der Casa do Povo mit Ruangrupa, dem künstlerischen Leitungsteam der Documenta, zusammengearbeitet und organisieren eine Veranstaltung im September in Kassel. "Wir haben die Arbeitsweise des Künstlerteams bewundert: Die Idee, die Documenta zu einer offenen Ressource für so viele Kollektive und Künstler zu machen, ist faszinierend."

Die Casa do Povo verurteilt die Angriffe auf Ruangrupa und sieht darin Züge einer "gefährlichen Umkehrung der antisemitischen Gewalt auf eine sehr beunruhigende Weise. Dieselben Strategien, die den Antisemitismus jahrzehntelang aufrechterhalten haben, werden in der öffentlichen Debatte eingesetzt, um Ruangrupa zu verurteilen. Anstelle von offenen Gesprächen wird die öffentliche Debatte von Denunziationen und Gerüchten gespeist ... Die berechtigte Anprangerung antisemitischer Bilder wird instrumentalisiert, um die gesamte Ausstellung zu delegitimieren, eine dekoloniale Agenda anzugreifen und sich kritischem Denken zu widersetzen."

Das Casa do Povo (Haus des Volkes) ist nach eigenen Angaben eine brasilianisch-jüdische Einrichtung, die von osteuropäischen jüdischen Migranten gegründet wurde, um, wie es in der Selbstdarstellung heißt, "den Kampf gegen den Faschismus aufrechtzuerhalten, und zweitens, um als 'lieu de mémoire' für die sechs Millionen in der Shoah ermordeten Juden zu arbeiten."

Auf Monopol-Anfrage sagte Niklas Maak, der Autor des "FAZ"-Artikels, dass ihm zwei Quellen, darunter ein Documenta-Mitarbeiter, von dem Fall berichteten, "die verständlicherweise nicht namentlich zitiert werden wollen. Ich hatte der Documenta-Leitung die Behauptung vorgelegt, bis zum Zeitpunkt der Drucklegung des Artikels aber keine Antwort erhalten. Ich zitiere den Fall – wie auch den Vorwurf, dass das Kollektiv Party Office von Documenta-Mitarbeitern rassistischen Repressionen ausgesetzt worden sei – in einem Halbsatz im Rahmen einer Reportage als eines von zahlreichen Beispielen für Fragen und Behauptungen, die in der Welt sind und von der Documenta-Leitung entweder dringend bestätigt oder entkräftet werden müssten, aber unter der damaligen Generaldirektion von Sabine Schormann nicht wurden. Wir gehen all diesen Vorwürfen weiter nach und sind in Kontakt mit Casa do Povo, deren Erklärung wir, sofort nachdem wir davon Kenntnis hatten, den Lesern zugänglich gemacht haben.“