Französische Kulturministerin feuert Nicolas Bourriaud

"Kein einziges Argument"

Der Kunsthistoriker Nicolaus Bourriaud ist als Chef der Ecole nationale supérieure des Beaux-Arts in Paris entlassen worden

In einer Pressemitteilung verkündete die französische Kulturministerin Fleur Pellerin, dass sie Bourriaud am 2. Juli über seine Ablösung in Kenntnis gesetzt habe. Sie wünsche sich „neuen Elan“ für die Hochschule. Ihrem Statement ist bereits die entsprechende Stellenausschreibung hinzugefügt: Der neue Leiter der Hochschule solle einen kooperativeren Leitungsstil pflegen, für eine größere soziale Diversität der Studierenden sorgen und gleichzeitig die internationale Ausstrahlung der Institution erhalten.

Bourriaud, der unter anderem mit seinen Schriften zur „Relational Aesthetics“ bekannt wurde, war im vergangenen Jahr von einigen Vertretern der Hochschule in einem offenen Brief an die damalige Kulturministerin scharf kritisiert worden: Er kommuniziere nicht genug mit Studierenden und dem Lehrkörper, arbeite außerdem zu viel mit kommerziellen Galerien zusammen und räume die Hochschule für Events wie ein Dinner für den Modemacher Ralph Lauren frei. Nachdem ihm zahlreiche bekannte Künstler beigesprungen waren, konnte er den Machtkampf allerdings für sich entscheiden. Und offenbar waren diese Vorwürfe auch nicht Gegenstand der Unterhaltung, die Fleur Pellerin mit ihm führte: „Die Kulturministerin hat mich gerade entlassen ‚wegen einer Änderung ihrer Politik‘, kein einziges Argument in 45 Minuten Gespräch“ schrieb Bourriaud am Donnerstag auf seiner Facebookseite.

Französische Medien vermuten, dass Kulturministerin Pellerin, die selbst von französischen Kulturschaffenden wegen Ahnungslosigkeit in kulturellen Angelegenheiten immer wieder scharf kritisiert wird, Bourriaud opfert, um einem anderen einen guten Job zu verschaffen. Als Nachfolger wird Eric de Chassey gehandelt, zur Zeit Direktor der Villa Medicis, verheiratet mit Schauspielerin Anne Consigny, nahe Freundin von Julie Gayet, aktuelle Partnerin von François Hollande.