Monopol-Podcast

Ist Kinderkriegen ein Tabu in der Kunstwelt?

Courtesy the artist and Pippy Houldsworth Gallery, London, © Mary Kelly
Courtesy the artist and Pippy Houldsworth Gallery, London, © Mary Kelly
Zwölfteiligen Serie "Primapara, Bathing Series" von Mary Kelly, 1974

Kunst hat die Freiheit, alles zu thematisieren, was die Gesellschaft umtreibt, doch mit dem Thema Kinderkriegen tun sich viele Künstlerinnen und Künstler schwer. In einer neuen Folge des Monopol-Podcasts gehen wir der Sache nach

Wie in vielen anderen Berufen auch leidet oft die Karriere, wenn Künstlerinnen Kinder bekommen. Dabei sind in der Branche die Gehälter ohnehin schon sehr ungleich. Doch es geht nicht nur um finanzielle Gründe. Nach wie vor vertreten einige Künstlerinnen, etwa Marina Abramovic, die These: Kunst und Kinder schließen sich aus. Die Energie reiche nicht für beides.

Die Fotografin Katharina Bosse merkt, wie Menschen in Verhandlungen anders auf sie reagieren, als sie Mutter wird: "Ein Sammler wollte nach meinem zweiten Kind die Bilder zur Auktion geben. Es wurde davon ausgegangen, dass das jetzt mein Karriereende ist." Bosse kritisiert im Interview mit Monopol das Mutterbild in der deutschen Gesellschaft: Es sei ein idealisiertes Bild, dem keine Frau gerecht werden kann, das Frauen schwächt.

Wenn Künstlerinnen Kinder haben, ist das für sie häufig Privatsache und nicht Gegenstand ihrer Arbeit. Katharina Bosse jedoch zeigt sich in ihrer Kunst als Mutter – und stößt damit auf Widerstand, erzählt sie im Podcast.

Dabei sind Mütter eines der ältesten Motive in der Kunst überhaupt. Die Venus von Willendorf ist nur eines von vielen Beispielen prähistorischer Kunst, die schwangere Frauen abbildet. In abendländischer Kunst gibt es unzählige Darstellungen der Mutter Maria, gemalt natürlich immer von Männern.

Die Künstlerinnen der Avantgarde Anfang des 20. Jahrhunderts hatten genug damit zu kämpfen, als Frau ernst genommen zu werden. Dazu auch noch Mutter zu sein wäre für sie wohl gar nicht infrage gekommen, sagt Elke Buhr, Chefredakteurin von Monopol. Realistische Mutterdarstellungen findet sie in den 1950er-Jahren bei Alice Neel. "Die Beziehung zu Kindern ist total extrem. Da erfährt man doch Höhen, Tiefen, die bedingungsloseste Liebe, die man sich vorstellen kann, Panik, Freude. Und wenn das nicht nach künstlerischer Verarbeitung schreit, dann weiß ich nicht, was sonst", meint Elke Buhr.

Wieso gibt es in der Kunst noch immer so wenige Darstellungen vom Kinderkriegen? Was sagen Künstler, die Väter sind, dazu? Das fragt Sara Steinert in der neuen Podcast-Episode die Monopol-Redakteurinnen Elke Buhr und Silke Hohmann. Mit Stimmen von den Christian Jankowski und Katharina Bosse.