Coronakrise

Können Museen Ersatzschulen sein?

Museen sind gerade leer, in den Schulen herrscht Gedränge. Sollte der Unterricht zum Coronaschutz also auch in Ausstellungshäusern stattfinden? Zweifel sind angebracht

Zu den vielen unangenehmen Begleiterscheinungen der Corona-Krise zählt das Vergleichen. Wird man etwa schlechter behandelt als jemand anderes? Damit fängt jedes populistische Übel an. Und in der Regel setzt es dann ein, wenn es existenziell wird: Die Gastronomen finden unverschämt, dass Baumärkte und Juweliere offen bleiben dürfen. Die Konzerthäuser, Museen und Theater wollen völlig zu Recht nicht zu den "Freizeitenrichtungen" gezählt werden. Geholfen hat es ihnen nicht.

Offenbar ausgehend von einem konstruktiven Vorschlag von Christina Végh, Leiterin der Kunsthalle Bielefeld, schlug Bundesbildungsministern Anja Karliczek jetzt vor, dass die teilweise beengten, schlecht zu lüftenden Schulen mit ihren Klassen in andere Räume ausweichen könnten, um mehr Abstand zu erreichen. In Pfarrzentren etwa. Oder in Museen.

Könnte eigentlich lustig sein: Biounterricht in Monica Bonvicinis Ausstellung "Lover’s Material" in der Kunsthalle Bielefeld. Aber ist das wirklich so eine gute Idee, die Schulklassen auf diese Weise wieder zurück in die Museen zu bringen (wie jetzt bereits in Rosenheim geschehen)?

Unterricht darf der Wiedereröffnung von Museen nicht im Wege stehen

Museen und Theater sind ohnehin Bildungseinrichtungen, Lernorte. Wenn Museen jetzt zu räumlichen Ausweichquartieren für Schulen werden sollen, was heißt das dann für ihre eigene Relevanz? Vermischen sich dann nicht zwei Bereiche, die ihre sehr spezifischen eigenen Probleme, Bedingungen und Notwendigkeiten haben? Und wer sagt, dass sich die gut gemeinten Konzepte bei den Wiedereröffnungen nicht gegenseitig blockieren? Am Ende wird es noch zur gesellschaftlichen Pflicht von Museen, möglichst lange Platz für Schulklassen zu machen.

Museen haben viel geleistet in der Pandemie und waren äußerst erfindungsreich. Nach allen Erfahrungsberichten haben Kultureinrichtungen und Museen die Hygienekonzepte zuverlässig umgesetzt – und waren unter anderem aufgrund ihrer Räumlichkeiten auch besonders gut in der Lage dazu. Doch Ersatzschulen können und sollten sie nicht werden.

Man braucht ja trotzdem die Schulen mit ihren Problemen nicht allein zu lassen. Museumsbesuche wären sicher eine großartige Möglichkeit der Entzerrung. Besuche, gut organisiert, als Teil des Unterrichts. Museen wieder auf für Schulklassen! Und für alle anderen möglichst bald auch.