Kochkolumne von Mohamed Amjahid

Von der cremigen Zerbrechlichkeit von Kartoffeln

Einst wurde unserem neuen Kochkolumnisten verboten, über Kartoffelpüree zu schreiben. In seinem ersten Rezept für Monopol holt er das nun nach und erinnert sich an das nostalgische Wunderpulver seiner Kindheit

Mir wurde als Redakteur einst verboten, über Kartoffelpüree zu schreiben. Weil ich wie festkochende Erdäpfel dickköpfig sein und nie vergessen kann, hole ich das hier in meiner ersten Kochkolumne für Monopol nach. Ich kann ja jetzt machen, was ich will und muss nicht auf die Zerbrechlichkeit von Kartoffeln achtgeben. Dabei hatte ich damals wirklich einfach nur im Hinterkopf, dass ein gutes Kartoffelpüree nicht selbstverständlich ist. Es sind weiße Deutsche, die immer alles direkt identitätspolitisieren müssen. Der Text von damals ging in etwa so:

Es war ein Mal ein migrantischer Haushalt im Arbeiterviertel Hoechst in Frankfurt am Main, der lebte von marokkanischen Kochkünsten und Kartoffeln – in Pulverform. Als Kind war mein Lieblingsessen Rindswurst vom Discounter, wichtiger war aber die Beilage, die meine Mutter aus dem Kartoffelpulver einer bekannten Marke und etwas Wasser mischte.

Ich bestand beim Thema Instant-Kartoffelpüree auf das Markenprodukt, denn ich konnte in meinem Leben noch nie so wirklich meine kapitalismuskritischen Konsumeinstellungen einhalten. Wie ich so plötzlich auf diese nostalgischen Erinnerungen komme? Neulich bin ich mit einem Freund durch Mecklenburg geradelt. In Stavenhagen-Reuterstadt erschlug mich dieser vertraute Geruch. Wie aus dem Nichts tauchte eine Kartoffelpüreepulver-Fabrik am Horizont auf. Ich fühlte mich wie ein fünfjähriges Kind. Kochgerüche bleiben im Gedächtnis besonders gut hängen. Heute bin ich erwachsen und weiß: Mit echten Kartoffeln schmeckt der Stampf einfach besser.

Man schäle und schneide mehlige Kartoffeln in gleich große Stücke, die man in zwei Liter kochendes Wasser gebe. Bitte für Stampf keine dickköpfigen Erdäpfel nutzen. Die Garzeit variiert je nach Kartoffelsorte und Größe, das dauert meistens acht bis zehn Minuten. Wasser abgießen und die noch heißen Kartoffeln zurück in den heißen Topf legen, das restliche Wasser eine Minute verdampfen lassen.

Die Kartoffeln dann in eine Kartoffelpresse geben. Wer keine Presse hat (so wie ich) nutzt einen Kartoffelstampfer. Bitte nicht aggressiv vorgehen, möglichst nur ein mal mit dem Stampfer jedes Stück sanft zerdrücken. Pro Kilo Kartoffeln gut 30 Gramm Butter in Flocken dazugeben und mit einem Holzlöffel eine Minute unterrühren. Salzen, eine Prise Pfeffer und etwas geriebene Muskatnuss dazugeben. Eine Tasse warme Milch (und eventuell mehr nach Augenmaß, Kartoffeln nehmen unterschiedlich viel Flüssigkeit und Feedback auf) hinzufügen und cremig rühren. Mit ein paar Tropfen gutem Olivenöl verfeinern.