Kontroverse Skulptur

Das Kreuz mit der Kunst

Statt Jesus hängt eine blutige Mull-Skulptur am Kreuz: In Mönchengladbach hat ein zeitgenössisches Kunstwerk in einer Kirche eine Kontroverse ausgelöst. Der Pfarrer sieht die Arbeit als Denkanstoß

Ein Kunstwerk mit einem Kreuz im Nebenraum einer Kirche hat in Mönchengladbach für Unruhe gesorgt. Statt der Jesusfigur hängt daran eine Skulptur aus Mullbinden, die in Schafsblut getränkt wurden. Die Form erinnert an einen kopflosen Tierkörper. Der Pfarrer der katholischen Citykirche, Christoph Simonsen (63), hat die Installation in seinem Büro im hinteren Kirchenschiff angebracht. Es sei ein Anstoß, sagte er am Donnerstag. Das Kreuz sei zu oft ein bloßes Schmuckstück, etwa als Anhänger. In dem Kunstwerk werde "das Gewaltpotenzial sichtbar, das Menschen Jesus Christus angetan haben".

Eine Gruppe von Gegnern hat sich wegen des Kreuzes an das Bistum Aachen gewandt. Von dort erhält der Geistliche aber Rückendeckung: "Das Bistum Aachen begrüßt den Austausch über das zentrale Zeichen des christlichen Glaubens - das Kreuz", erklärte ein Sprecher. Kunst könne als Eingriff in Gewohntes zur Auseinandersetzung mit dem Glauben dienen. Die Kreuzesdarstellung sei sicherlich eine Provokation. Letztlich sei auch die Darstellung eines gekreuzigten Gottes eine Provokation für uns Menschen.

Erinnerung an Kippenbergers Frosch

Nach Angaben des Pfarrers handelt es sich bei den Gegnern um eine kleine Gruppe rechtskonservativer Christen. Das Kunstwerk habe ihm der befreundete Künstler Axel Vater geschenkt, es hänge seit Beginn seiner Arbeit in Mönchengladbach dort, wie es zuvor auch andernorts zu sehen gewesen sei.

Vaters Arbeit erinnert an eine Skulpturenserie von Martin Kippenberger, der verschiedenfarbige Froschfiguren mit Eiern und Bierkrug ans Kreuz nagelte. Kippenberger bezeichnete die Werke als ironische Selbstportraits, die nichts mit Religion zu tun hätten. Trotzdem lösten auch sie immer wieder Protest aus. Über eine Ausstellung im italienischen Bozen beschwerte sich 2008 sogar der Papst.