Bundestag

Ist die Kunst im AfD-Fraktionssaal Ausdruck einer "erinnerungspolitischen Wende"?

Die Alternative für Deutschland hat für ihren Fraktionssaal im Bundestag die Künstlerin Melanie Tietjen beauftragt, sieben Szenen aus der deutschen Geschichte zu zeichnen. Die Auswahl der Ereignisse stößt auf Kritik

Die Serie "Bilder aus der deutschen Geschichte" sollen "das Streben des deutschen Volkes nach Einigkeit und Recht und Freiheit" darstellen, heißt es von der Partei. Sie zeigen das Lützowsche Freikorps, das Wartburgfest der Burschenschaften von 1817, das Hambacher Fest von 1832, die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche, die Reichsgründung 1871, die Weimarer Verfassung von 1919 die Wiedervereinigung 1990.  Es fehlen wichtige Wegmarken wie die zwei Weltkriege, die Verabschiedung des BRD-Grundgesetzes 1949, die BRD- und die DDR-Zeit. 

Die Auswahl der Ereignisse hat Verwunderung und Kritik hervorgerufen. Der Berliner Historiker Wolfgang Wippermann warf der AfD auf "Zeit Online" vor, dass sie die vom Thüringer AfD-Rechtsaußen Björn Höcke geforderte "erinnerungspolitische Wende" einläute, wenn sie die NS-Zeit ausklammere: "Das ist eine Offensive zurück zur völkischen Geschichtsschreibung – bei der nicht die Institution im Mittelpunkt steht, sondern das Volk." Die Bilder zeigten "völkische Geschichte, nicht parlamentarische Geschichte". 

Götz Frömming, Leiter der Arbeitsgruppe Geschichte der AfD-Fraktion, begründet die Auswahl mit dem Hinweis, dass es sich um zentrale Ereignisse der "Verfassungs- und Einheitsgeschichte" handele, allerdings müssen sie "Massenereignisse" gewesen sein. Bei der Gründung der Bundesrepublik sei "nur ein Teil unseres Volkes dabei" gewesen. 

Die Auswahl soll sich auf eine "positive Tradition" beziehen, so Frömming. "Bei einer Fraktion, deren Chef den Nationalsozialismus als 'Vogelschiss' in 1.000 Jahren deutscher Geschichte bezeichnet und Kalbitz als 'so bürgerlich wie ich selbst', darf man sich darüber wohl nicht wundern", kommentiert die "Tageszeitung".