Lenins Ende in der Ukraine

Künstler dokumentiert "Bildersturm"

Seit Monaten werden überall in der Ukraine Lenin-Denkmäler zerstört. Der in Düsseldorf lebende Künstler Aljoscha macht auf diesen "Bildersturm" mit einer subversiven Aktion aufmerksam

Zersägt, umgestürzt, demoliert - seit Monaten werden in der Ukraine Denkmäler des sowjetischen Staatsgründers Lenin von den Sockeln geholt. Auslöser ist ein umstrittenes Gesetz, das kommunistische Symbole in der einstigen Sowjetrepublik verbietet. Der in Düsseldorf lebende russisch-ukrainische Künstler Aljoscha (41) hat auf einer zweiwöchigen Reise im Oktober zerstörte und teilweise versteckte Lenin-Statuen aufgespürt und zu künstlerischen Installationen umfunktioniert. Mit der Aktion will Aljoscha auf den "Bildersturm" in der Ukraine aufmerksam machen.

Aus den Hohlräumen einiger demolierter Lenin-Skulpturen lässt Aljoscha bizarre fleischfarbene Objekte aus Silikon und Ölfarbe wachsen, die er "Bioismen" nennt. Mit solchen filigranen Wesen bevölkert Aljoscha in subversiven Aktionen weltweit öffentliche Plätze. Bei den Protesten auf dem Maidan in Kiew Anfang 2014 warf er die bunten Objekte über die Barrikaden. Auch beim Referendum in Griechenland im Sommer tauchten die Objekte in Wahllokalen und an Haltestellen auf.

In der Ukraine seien seit Anfang 2014 rund 800 Lenin-Statuen aus Bronze oder Stein zerstört worden, sagt Aljoscha der Deutschen Presse-Agentur. Einheimische halfen ihm, die häufig in kommunalen Betrieben versteckten Überreste aufzuspüren. Er habe auch viele Menschen getroffen, die nicht mit dem "Bildersturm" einverstanden seien. Aus Angst habe sich aber kaum jemand vor den zerstörten Skulpturen fotografieren lassen wollen.

Zwölf Silikonobjekte verteilte Aljoscha auf den demolierten Lenin-Denkmälern. Sein Plan: Einige der zerstörten Monumente der sowjetischen Vergangenheit will er nach Deutschland holen.

"Die Kunst gehört dem Volk", zitiert Aljoscha Lenin. Als Politpropaganda will er seine Aktion allerdings nicht verstanden wissen. Er trauert auch nicht der einstigen Sowjetunion nach. Vielmehr wolle er seine futuristischen Kunstobjekte auf die Geschichte des Landes treffen lassen. Angesichts des Leidens in der Ukraine wolle er dabei auch "eine frohe Botschaft" bringen. Das Land ist durch den bewaffneten Konflikt im Osten und die russische Annexion der Halbinsel Krim geschwächt.