Protestaktion

Künstler nimmt Museum 70.000 Euro ab und liefert leere Bilderrahmen

Für eine Ausstellung zum Thema Arbeit sollte der dänische Künstler Jens Haaning in Aalborg ein altes Werk mit Geldscheinen im Wert von 70.000 Euro reproduzieren. Stattdessen behielt er das Geld ein - und lieferte zwei leere Rahmen 

Eigentlich sollte im Kunsten Museum of Modern Art im dänischen Aalborg jetzt die Reproduktion eines Werkes des Kopenhagener Konzeptkünstlers Jens Haaning hängen, in dem das durchschnittliche Jahreseinkommen von einer dänischen und einer österreichischen Familie gezeigt wird - fein säuberlich gerahmte Geldscheine hinter Glas. So steht es auch auf der Website des Museums, doch das Werk hat Haaning nie geliefert. Stattdessen nahm er die umgerechnet rund 70.000 Euro, die ihm das Museum geliehen hat an sich und schickte statt der Assemblage zwei leere Bilderrahmen für die Ausstellung. "Take The Money And Run" nennt er das Werk, das nun tatsächlich mit einem erklärenden Schild in der Schau "Work It Out" hängt, in der es passenderweise um Arbeitsverhältnisse, Selbstausbeutung und Innovation geht. 

Haaning sieht die Aktion selbst nicht als Diebstahl, sondern als Protest gegen das Kunstsystem, wie er verschiedenen Medien berichtete. Schließlich hätte er bei der Nachbildung der alten Werke aufgrund der schlechten Ausstellungsvergütung Geld aus eigener Tasche investieren müssen. Er plane, das Geld zu behalten - und rief andere Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen dazu auf, etwas Ähnliches zu tun. Das Museum teilte mit, dass es vorerst die von Haaning gesendeten Werke ausstellen werde, das Geld aber letztlich zurückhaben wolle. Wie das Ganze endet, wird sich wohl im Januar 2022 entscheiden. Bis dahin läuft die Ausstellung "Work it Out".