Beliebte Vox-Sendung

Künstler macht "Das perfekte Dinner" zur Ausstellung

Seit 20 Jahren läuft die Kochsendung "Das perfekte Dinner" bei Vox. In dieser Woche ist der Berliner Künstler Stephen Kent als Kandidat dabei - und serviert zusätzlich zum Menü auch Kunst und Design

Die großen Lagerfeuer der Fernsehunterhaltung sind längst erloschen. Aber vielleicht ist da noch dieses kleine Flämmchen im Gasherd, das die Herzen kulinarisch interessierter TV-Konsumenten erwärmt und ganze Familien zur Abendbrotzeit vor dem Bildschirm versammelt. Seit fast 20 Jahren läuft auf dem Privatsender Vox die Gastgeber-Show "Das perfekte Dinner" - jeden Werktag pünktlich um 19 Uhr wird gegessen. Das Konzept, das auf dem britischen Vorbild "Come Dine with Me" basiert, ist denkbar einfach. In einer Woche gibt es fünf Kandidatinnen und Kandidaten, die sich gegenseitig einladen und mit jeweils drei Gängen bekochen. Am Schluss des Abends werden die Qualität der Speisen sowie die Atmosphäre mit Punkten von null bis zehn beurteilt. Wer zum Schluss die höchste Wertung hat, gewinnt 3000 Euro. 

Dass die Sendung so beliebt ist, liegt vermutlich am Reiz, in fremde Wohnungen und Töpfe zu schauen. Alle Teilnehmenden leben und kochen anders - von Gourmet-Schäumchen und Leistungsgrillen in der Seegrundstück-Villa bis zum Tofu-Rührei in der verrümpelten Studi-WG. Legendär ist auch der ironische Off-Kommentar von Synchronsprecher Daniel Werner, der die Kandidatinnen und Kandidaten neckt, aber nie bloßstellt.

Ab dem heutigen Montag, 6. Oktober, können die Zuschauer neben neuen Rezepten auch eine Ausstellung im Fernsehen entdecken. Denn in der aktuellen Berlin-Woche der Show macht auch der Künstler Stephen Kent mit, der sich mit visueller Konsumkultur, Psychedelik und der Aufladung von Alltagsgegenständen beschäftigt. Vertreten wird er von der Berliner Galerie Haverkampf Leistenschneider, in der er im Sommer gerade neue Werke gezeigt hat.

Kalorien und geistige Nahrung

Offensichtlich ist der gebürtige US-Amerikaner aber auch ein guter Koch und Gastgeber, denn eine Freundin hat ihn ohne sein Wissen beim "Perfekten Dinner" angemeldet. Nach einiger Kontaktanbahnung hat es nun geklappt, und die Dreharbeiten fanden in einer heißen Juliwoche unter anderem in seiner Wohnung in Kreuzberg statt. Die Folge, in der Kent am Herd steht, wird am Donnerstag, 9. Oktober, ausgestrahlt. 

Wer genau hinschaut, kann dann nicht nur seine pflanzlich inspirierten Kochkünste bestaunen - in dieser Ausgabe des Wettbewerbs sollen alle Menüs vegan sein -, sondern an den Wänden auch viel Kunst entdecken. Denn Stephen Kent hat seine Teilnahme dafür genutzt, in seiner Wohnung eine "perfekte Ausstellung" mit befreundeten Künstlerinnen und Künstlern zu kuratieren. Sogar einen ausgedruckten Raumplan gibt es dafür; dieser führt unter anderem zu Werken von Ólafur Elíasson, Dennis Buck und Shannon Bool - und auch zu Kents eigenen Bildern. 

Über dem Esstisch ist passenderweise seine hyperrealistische Tellerkomposition mit dem klangvollen Titel "Plates from The States" aufgehängt. Auch das Geschirr für seine drei Gänge (was genau es gibt, darf hier leider noch nicht verraten werden), hat der Künstler selbst getöpfert. Die Gäste dürfen also von echten Unikaten speisen und neben zahlreichen Kalorien auch geistige Nahrung an den Wänden aufnehmen.

Kunst außerhalb der Blase

"Ich mag die Idee, dass man auf diese Art die Kunst wie beiläufig in die Unterhaltung einschleusen kann", sagt Stephen Kent. "Ein bisschen wie eine U-Boot-Taktik." Ihn interessieren auch sonst Strategien, mit denen man als Künstler die klassische art bubble verlassen kann. So hat er zusammen mit Elisa Rusca auch schon Unterkünfte, die auf der Website Booking.com angeboten wurden, mit Kunstwerken ausgestattet und fotografiert. Die Bilder wurden dann wieder auf ihrer eigenen Website "Daydreamers" hochgeladen - einem Ort für "spekulative Räume", wie es dort heißt.

Quotenstarke Folgen des "perfekten Dinners" werden im Durchschnitt von rund einer Million Menschen gesehen. Ein derart großes Publikum hat zeitgenössische Kunst nur in absoluten Ausnahmefällen. 

Stephen Kent beschreibt die Dreharbeiten insgesamt als angenehme Erfahrung in netter Gesellschaft. Ende Oktober will er noch ein "Public Viewing" mit den anderen Berliner Kandidaten, Freunden und den Künstlerinnen und Künstlern der "perfekten Ausstellung" veranstalten. Und obwohl er anfangs dachte, nur aus Spaß bei der Vox-Show mitmachen zu wollen, hat ihn letztendlich sogar der Ehrgeiz gepackt. "Irgendwann wollte ich dann doch gewinnen", sagt Kent. Ob das geklappt hat, löst sich in der Folge am Freitag, 10. Oktober, auf.