Dänemark

Künstler will Ferkel verhungern lassen - dann werden sie geklaut

Marco Evaristi, Visualisierung zu "And Now You Care?", 2025
Foto: Courtesy Marco Evaristti

Marco Evaristti, Visualisierung zu "And Now You Care?", 2025

Der chilenisch-dänische Künstler Marco Evaristti ist für provokante Aktionen bekannt. Nun wollte er drei Ferkel verhungern lassen, um auf das Leid der Massentierhaltung aufmerksam zu machen. Doch es kam anders

Wenn sich die zeitgenössische Kunst mit lebendigen Tieren beschäftigt, wird es meist kontrovers. Damien Hirst ließ einst Fliegen durch einen Elektroschock verenden und legte halbierte Haie und Kälber in Formaldehyd ein. Zuletzt wurde die dänische Künstlerin Nina Beier angefeindet, weil sie in einer Performance trainierte Hunde auftreten ließ, die sich auf Befehl tot stellten. 

Auf die Spitze treibt es jedoch Marco Evaristti, geboren in Santiago de Chile, der in Dänemark als Provokateur bekannt ist. Nach seinem Studium an der Königlichen Kunstakademie Kopenhagen zeigte er 2000 im Museum Trapholt die Installation "Helena & El Pescador", die unter anderem aus Standmixern bestand, in denen lebendige Goldfische schwammen. Das Publikum war aufgerufen, den Startknopf zu drücken und damit die Tiere zu pürieren. Laut der dänischen Zeitung "Politiken" geschah dies in zwei Fällen, was dem Museum mehrere Anzeigen einbrachte.

Nun sorgt eine seiner Aktionen erneut für einen Eklat. Unter dem Titel "And now You Care?" kündigte Evaristti an, drei Ferkel in einem Käfig aus Einkaufswagen verhungern zu lassen, um auf die Grausamkeit der dänischen Schweinefleisch-Industrie aufmerksam zu machen, die zu den größten der Welt gehört. Die "Performance" eröffnete vergangene Woche in einer ehemaligen Schlachterei in Kopenhagen und sorgte für große Empörung bei Tierschützern und in den dänischen Medien.

"Fürchterlich altmodisch"

Die jungen Schweine sollten zwar Wasser, aber kein Futter bekommen. Der Künstler selbst kündigte ebenfalls an, während der Laufzeit der Arbeit nichts zu essen. Doch nun sind die Ferkel nicht verhungert, sondern verschwunden. Wie unter anderem die "New York Times" berichtet, wurden die Tiere am Wochenende aus dem Kunstraum gestohlen, mutmaßlich von Tierschutz-Aktivisten. Die Polizei ermittelt, doch laut eigener Aussage rechnet Künstler Evaristti nicht damit, dass sie gefunden werden.  

Neben der Aufregung über die Gefährdung von Lebewesen gab es in Dänemark auch eine Diskussion über die künstlerische Qualität der Aktion. Kritiker Mathias Kryger schrieb in "Politiken", der Ansatz, genau das zu tun, was man kritisiere, wirke "fürchterlich altmodisch". Er stellte die Frage, ob Evaristti "die Antwort der Kunst auf einen Airfryer" sei.