Antisemitismus-Eklat

Künstlerin Hito Steyerl zieht ihre Arbeit von der Documenta zurück

Hito Steyerl in der Düsseldorfer Kunstsammlung K21
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Hito Steyerl in der Düsseldorfer Kunstsammlung K21

Die deutsche Künstlerin Hito Steyerl will nach dem Antisemitismus-Eklat ihre Arbeit nicht länger auf der Documenta Fifteen zeigen

"Ich habe kein Vertrauen in die Fähigkeit der Organisation, Komplexität zu vermitteln und zu übersetzen", schrieb Hito Steyerl in einem Brief an die Organisatoren, aus dem unter anderem "Die Zeit" zitiert. "Dies bezieht sich auf die wiederholte Weigerung, eine nachhaltige und strukturell verankerte inklusive Debatte rund um die Ausstellung zu ermöglichen, sowie auf die faktische Weigerung, Vermittlung zu akzeptieren."

Sie wolle den anhaltenden Mangel an organisatorischer Verantwortlichkeit und die fehlende Kontrolle hinsichtlich "antisemitischer Inhalte, die auf der documenta fifteen an ihrem zentralen Ort gezeigt wurden", nicht unterstützen. Außerdem wies die Künstlerin auf "unsichere und unterbezahlte Arbeitsbedingungen für Teile des Personals" hin, die in krassem Gegensatz zur offiziellen Rhetorik der Documenta Fifteen stünden.

Bei der Ausstellung für Gegenwartskunst waren ein halbes Jahr vor ihrem Beginn Antisemitismus-Vorwürfe gegen das indonesische Kuratorenkollektiv Ruangrupa laut geworden. Kurz nach der Eröffnung der Schau Mitte Juni wurde dann eine Arbeit mit antisemitischer Bildsprache entdeckt. Das Banner "People's Justice" des indonesischen Kunstkollektivs Taring Padi wurde daraufhin abgehängt. Die Organisatoren der Documenta hatten als Konsequenz angekündigt, alle weiteren Werke mithilfe externer Experten, darunter auch Mendel, auf antisemitische Inhalte zu prüfen. 

Erst am Freitagmorgen wurde bekannt, dass Meron Mendel, Leiter der Bildungsstätte Anne Frank, sein Engagement für die Documenta Fifteen als externer Experte aufgekündigt hat. Er vermisse den "ernsthaften Willen, die Vorgänge aufzuarbeiten und in einen ehrlichen Dialog zu treten".

Hito Steyerl ist die bekannteste Künstlerin unter den Teilnehmenden der diesjährigen Weltkunstausstellung. Sie zeigte ihre Videoinstallation "Animal Spirits" im Kasseler Ottoneum. Das Werk handelt von der fiktiven Währung "Cheesecoins", wütenden Hirten und Käse als Streben der Milch nach Unsterblichkeit. "Ich bitte das Produktionsteam, meine Arbeit abzubauen, die Projektoren abzuschalten, die Pflanzen zu retten und alle Beschriftungen zu entfernen", schrieb die Künstlerin jetzt.