Iranische Künstlerin

Monir Shahroudy ist tot

Andy Warhol hütete ihre Discokugel wie einen Schatz und ihre Kunst verband Pop-Art mit traditioneller persischer Architektur. Nun ist die iranische Künstlerin Monir Shahroudy Farmanfarmaian im Alter von 97 Jahren gestorben

In ihrer Kunst glitzerte alles, auch wenn die Wirklichkeit oft weniger glänzend war. Die iranische Künstlerin Monir Shahroudy Farmanfarmaian war fasziniert von Spiegelobjekten, die an westlichen Minimalismus und New Yorker Disco, aber auch an die traditionellen Mosaike der persischen Moscheen erinnern. Nun ist Monir Sharoudy im Alter von 97 Jahren in Teheran gestorben. Sie gilt als eine der bedeutendsten zeitgenössischen Künstlerinnen aus dem Iran.

Die Tochter aristokratischer Eltern wurde 1922 in Qazvin nordwestlich von Teheran geboren, nach einem Studium der bildenden Künste in der iranischen Hauptstadt zog sie 1944 nach New York, wo sie weiter studierte und unter anderem als freie Modezeichnerin arbeitete. Bei dieser Arbeit lernte sie auch Andy Warhol kennen, der ein Freund und Verehrer ihrer Arbeit wurde. In einem Interview von 2015 sagte Monir Sharoudy, dass Warhol immer eine ihrer Discokugel-Skulpturen in seiner Nähe hatte.

Ihre lebenslange Auseinandersetzung mit Spiegeln und geometrischen Mosaiken führte die Künstlerin auf einen Besuch in einer Moschee in Shiraz zurück, deren verspiegelte Wände den Raum und die Gläubigen wie ein Kaleidoskop zersplittern ließen. Monir Shahroudy Farmanfarmaians Arbeiten haben einen ähnlichen Effekt. Sie verbinden auf eleganteste Weise traditionelle persische Architektur und Handwerkstechniken mit Pop-Art- und Minimal-Elementen und verwandeln den Kunstraum in Spiegelkabinette.

1957 kehrte die Künstlerin nach Teheran zurück und bespielte ein Jahr später den iranischen Pavillon auf der Biennale in Venedig. Nach der iranischen Revolution 1979 lebte sie mit ihrem Mann im Exil in New York, viele ihrer Kunstwerke wurden im Iran zerstört. Es dauerte 25 Jahre, bis sie 2004 schließlich wieder nach Teheran ziehen konnte. Im Westen gelang ihr der Durchbruch in der Kunstwelt erst mit über 90 Jahren, als sie 2015 ihre erste Einzelausstellung im Guggenheim in ihrer Wahlheimat New York bekam. Noch 2011 sagte sie dem "Guardian", dass die westliche Welt nach dem 11. September nichts mit dem Iran zu tun haben wolle. Iranisch zu sein, sei sogar noch schlimmer, als eine Frau in der Kunst zu sein.

Vor eineinhalbJahren erfüllte sich der Traum der Künstlerin von einem eigenen Museum in Teheran. Das Monir-Museum eröffnete im September 2017 und zeigt Werke aus der sechs Jahrzehnte umspannenden Karriere der Künstlerin. Nach ihrem Tod würdigten viele Weggefährten Monir Shahroudy Farmanfarmaian als Visionärin, darunter die Künstlerin Shirin Neshat und der Kurator Hans-Ulrich Obrist.