Corona-Krise

"Eckpunkte für Öffnungsstrategien" sollen Kultur wiederbeleben

Leuchtreklame eines Kinos in Stuttgart
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Leuchtreklame eines Kinos in Stuttgart

Die Corona-Krise hat die Kulturszene jenseits digitaler Welten lahmgelegt. Nur langsam öffnen sich etwa erste Museen. Die Kulturminister wollen nun mehr als einen Schritt weiter gehen

Für die weitere Öffnung des kulturellen Lebens in der Corona-Krise haben sich die Kulturminister von Bund und Ländern auf gemeinsame Eckpunkt verständigt. In einem sechsseitigen Konzept für Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Regierungschefs der Länder spricht sich die Ministerrunde für «eine planvolle Öffnung weiterer kultureller Einrichtungen und Aktivitäten» aus. "Eine dauerhafte Schädigung der reichhaltigen Kulturlandschaft hierzulande muss verhindert werden", heißt es in dem der Deutschen Presse-Agentur in Berlin vorliegenden Papier.

Aus Sicht der Kulturminister haben während der Pandemie "viele Akteure eine beachtliche Kreativität entwickelt, um ihr Publikum digital zu erreichen und somit einen eigenen Beitrag zur kulturellen Grundversorgung zu leisten". Die Krise bedeute für Kunst- und Kulturschaffende einen tiefen Einschnitt in künstlerische Freiräume. Viele Künstler und Einrichtungen seien durch die Beschränkungen existenziell gefährdet. Auch nach Wiedereröffnungen werde es "aufgrund der nötigen Schutzmaßnahmen noch lange hohe Einnahmeverluste geben".

Mit der Öffnung erster Bibliotheken, Museen oder Ausstellungshäuser seien bereits wichtige Schritte gemacht worden. Für ihre weitergehenden Vorschläge berufen sich die Kulturminister auf Konzepte einschlägiger Branchen- und Berufsverbände, die "eine bundesweit möglichst einheitliche und transparente sowie sichere Handhabung" gewährleisteten. Voraussetzung für Lockerungen seien jeweils die lokalen Entwicklung der Infektionszahlen. Auf der Basis sollten Vor-Ort-Konzepte entwickelt werden, "die individuell an die jeweilige Spielstätte, Einrichtung oder Veranstaltung angepasst sind".

Zur Begrenzung von Besucherzahlen sollen etwa in Theatern Sitzplätze und ganze Sitzreihen ausgelassen werden. Ticketing-Systeme könnten dabei Mindestabstand sicherstellen. Zum Vermeiden von Warteschlangen wollen die Kulturminister Online-Tickets und Zeitfenster. Besucherströme sollen geregelt werden etwa über Verzicht auf Abriss von Eintrittskarten, Scans von Tickets oder zeitversetzten Einlass. Zur Verringerung der Aerosol-Belastung in Sälen und Innenräumen werden ergänzende Konzepte empfohlen. Zudem sollen Kontaktdaten von Besuchern zur Nachverfolgung bei Erkrankungen gespeichert werden.

Zum Schutz künstlerischer Akteure sind nach dem Papier unterschiedliche Regelungen für Darsteller auf der Bühne, Orchestermusiker, Chorsänger, Tänzer oder Schauspieler notwendig. In Probenräumen oder Garderoben soll die zulässige Personenzahl beschränkt werden.

Aus Sicht der Kulturminister müssen künstlerische Programme den veränderten Bedingungen angepasst werden. Dabei sei "ein Höchstmaß an Flexibilität erforderlich". Das Papier für Merkel und die Länderchefs empfiehlt eine "möglichst zügige Wiederaufnahme des Probenbetriebs für möglichst alle Sparten". Es sollten zunächst kleinformatige Darbietungen "sowohl in geschlossenen Räumlichkeiten als auch im Freien" zugelassen werden. Daneben werden Freiluftaufführungen oder Formate in kleinerer Besetzung sowie Mehrfachaufführungen kürzerer Programme empfohlen.

Kinos sind nach Erkenntnis der Kulturminister "wesentlich vom überregionalen, oft bundesweit einheitlichen Programmangebot und Filmstarts der Filmverleiher abhängig". Planungsvorläufe trügen zu einem erfolgreichen Neustart der Kinos bei. Soweit nicht bereits in den Ländern festgelegt, sollten "möglichst nahe beieinanderliegende Wiedereröffnungstermine angestrebt werden". Open Air und Autokinos sollten "baldmöglichst (wieder-)eröffnet werden", sofern dies noch nicht erfolgt sei.