Projektionen auf Münchner Museen

Raus mit der Kunst

Wenn das Publikum nicht in die Museen darf, müssen die Bilder eben an die frische Luft kommen. Im Münchner Kunstareal werden nun immer abends Werke aus den Sammlungen auf die Museumsfassaden projiziert

Seit über zwei Monaten befinden sich große Teile der Kultur im Lockdown. So bleiben auch im neuen Jahr vorerst Kunstorte wie Theater, Galerien und Museen geschlossen. Institutionen sind vor die Frage gestellt, wie sie trotz Einschränkungen mit dem Publikum im Austausch bleiben können.

Die Münchner Video- und Projektkünstlerin Betty Mü hat mit ihrer Videoarbeit "Inside | Out" eine Lösung gefunden, die die Sehnsucht des Kunst-Erlebens und den weiterhin möglichen Spaziergang im Kunstareal kombiniert: An die Fassaden der Staatlichen Antikensammlung, der Nordseite der Pinakothek der Moderne und über dem Eingang des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst werden bei Dunkelheit Werke aus den Münchner Sammlungen projiziert. Der Blickwinkel auf die Bilder wird immer wieder durch Elemente wie Spiegelung oder Verschiebung des Orientierungspunktes verändert. Am Eingang der Staatlichen Antikensammlung ist unter anderem das "Bildnis des Tänzers Alexander Sacharoff" von Alexej von Jawlensky aus der Gemäldesammlung des Lenbachhauses zu sehen, das im Laufe der Arbeit mit anderen Werken in Dialog tritt.


Dass Künstler und Künstlerinnen Fassaden von Kunst- und Kulturinstitutionen als Medium nutzen, ist nach knapp einem Jahr Pandemie nichts Neues mehr. Doch in München entsteht ein einzigartiger Austausch zwischen Museumsangebot und Betrachtenden, der einen sowohl die Werke, als auch die räumliche Gesamtheit des Areals erleben lässt. Jeder zufällige Passant und jede Passantin hat so die Möglichkeit, die Kunstwerke im Detail zu betrachten, die sonst nur hinter den Mauern der Einrichtungen zu sehen sind. So wird auch der Zugang niedrigschwelliger - und so vielleicht auch eine Chance geschaffen, dass nach der Pandemie ein paar neue Besucher und Besucherinnen in den Museen zu finden sind.

Die Arbeit ist Mittelpunkt des Kunstprojektes "Das Kunstareal verbindet", das in Kooperation mit der Agentur We Are Video entstanden ist. Vom Königsplatz bis zu den Pinakotheken werden mit Einbruch der Dunkelheit die 18 Museen und Ausstellungsräume des Geländes mit unterschiedlichen Licht- und Videoinstallationen in Szene gesetzt.  Neben "Inside | Out" sind sechs weitere Arbeiten zu sehen, unter anderem mit Werken der Gastkünstler Heltmut Eding und Yul Zeser. Die Lichtkunst im Freien ist noch bis 14. Februar täglich von 16.30 bis 22 Uhr, während der Ausgangsbeschränkungen bis 21 Uhr zu sehen.