Rührei-Bild und Elefant mit Riesenpenis

Kuriose Geschenke an die UN 

"Scrambled Eggs" des Künstlers Fernand Leger an der Ostwand des UN-Hauptquartiers. Das Wandgemälde war im Dezember 1952 ein Geschenk des Franzosen, der während der Zeit des Zweiten Weltkrieg in den USA gelebt hattte
Foto: dpa

"Scrambled Eggs" des Künstlers Fernand Leger an der Ostwand des UN-Hauptquartiers. Das Wandgemälde war im Dezember 1952 ein Geschenk des Franzosen, der während der Zeit des Zweiten Weltkrieg in den USA gelebt hattte

Ob abstrakte Kunst, vergoldete Skulpturen oder ein Porträt des Chefs: Die Vereinten Nationen werden von ihren Mitgliedern reich beschenkt. So manches Mitbringsel ist den Diplomaten aber auch ein bisschen peinlich

Mitten im New Yorker Stadtteil Manhattan steht ein Stück Berliner Mauer. "Trophy of Civil Rights" hat jemand in weißen Buchstaben auf den grauen Beton geschrieben - "Trophäe der Bürgerrechte". Darunter ist ein sich in den Armen liegendes Paar gemalt. Das rund zwei Meter hohe und dreieinhalb Meter breite DDR-Relikt soll den Völkern der Welt eine mahnende Erinnerung sein - deshalb hat Deutschland es den Vereinten Nationen (UN) im Jahr 2002 geschenkt. Und so steht der Betonklotz nun neben dem UN-Hauptquartier in einem Garten.

Teil der Berliner Mauer mit Graffiti und der Signatur des Künstlers Kani Alavi im North Garden. Das Mauerteil war im Jahr 2002 ein Geschenk der BRD
Foto:dpa

Teil der Berliner Mauer mit Graffiti und der Signatur des Künstlers Kani Alavi im North Garden. Das Mauerteil war im Jahr 2002 ein Geschenk der BRD

Alle 193 Mitgliedsstaaten dürfen den UN Geschenke machen - und tun das auch fleißig. Seit die Organisation 1952 ihr neues Hauptquartier in New York bezog, haben sich in und um das 39-stöckige Hauptgebäude Hunderte Skulpturen, Gemälde, Wandteppiche und Einrichtungsgegenstände angehäuft.

Längst nicht alle Geschenke verkörpern eine so ernste Botschaft wie das deutsche Mauerstück. Eine der ersten Gaben, ein Wandgemälde im Sitzungssaal aus dem Jahr 1952, zeigt, nun ja, ein Rührei. Zumindest gab der damalige US-Präsident Harry Truman dem aus schwarzen, weißen und roten Flecken bestehenden Bild des französischen Künstlers Fernand Legér diesen recht treffenden Namen.

In den vergangenen knapp 70 Jahren ist das UN-Gebäude am East River ein Zuhause geworden für historische Metalltäfelchen aus der Mongolei, für eine goldene Dronte (Dodo) aus Mauritius und eine mit Perlen geschmückte Palme aus Bahrain. Die berühmten blauen Stühle im Sitzungssaal des Sicherheitsrats stammen aus Norwegen, der Treuhandrat verdankt die Einrichtung seines Saals Dänemark, der Sozialrat seine Möbel Schweden.

Doch der Großzügigkeit der Mitgliedsstaaten sind Grenzen gesetzt: Kunstwerke sollten nicht zu politisch sein und bestmöglich den Geschmack aller Mitgliedsstaaten treffen. Und dann ist schlicht und einfach nicht für alles Platz, was das eine oder andere Land möglicherweise gerne in New York ausgestellt sähe. "Wir sind kein Museum", stellt der deutsche UN-Diplomat Werner Schmidt klar, der für die Schenkungen bei den Vereinten Nationen zuständig ist.

Ein siebenköpfiges Kunstkomitee spricht Empfehlungen aus, welche Geschenke der Generalsekretär annehmen und welche er lieber ablehnen sollte. Nicht gerne gesehen sind außerdem Porträts von Einzelpersonen - Ausnahme: Generalsekretäre selbst. Eine Abbildung des aktuellen UN-Chefs António Guterres wird in Kürze aus dem Iran erwartet.

Manche Geschenke überleben in Manhattan sogar ihre Herkunftsländer. Die Skulptur "Der Aufsteigende" des DDR-Bildhauers Fritz Cremer steht seit 1975 im Nordgarten. Nicht weit entfernt thront seit 1959 ein knapp drei Meter großer bronzener Sowjetbürger, der ein Schwert zu einem Pflug umschmiedet.

Fritz Cremers Skulptur "Der Aufsteigende" im North Garden
Foto: dpa

Fritz Cremers Skulptur "Der Aufsteigende" im North Garden

Anderen Werken ist eine so lange Ausstellungszeit in New York nicht vergönnt. Eine chinesische Elfenbein-Schnitzerei aus den 70er-Jahren nahm Peking Jahrzehnte später wieder zurück. Sie war "ein bisschen aus der Zeit gefallen", erklärt Schmidt diplomatisch. Der Handel mit Elfenbein ist seit 1989 verboten.

Wieder andere Geschenke dürfen zwar bleiben, werden aber nicht allzu prominent platziert. Denn es ist bei der UN wie überall: Mitbringsel treffen den Geschmack des Beschenkten nicht immer uneingeschränkt. Ein drei Meter hoher Bronze-Elefant aus Kenia steht recht versteckt in einem Gebüsch. "Es ist ein sehr schüchternes Tier", sagt Schmidt. Dass der Elefant etwas abseits steht, dürfte aber noch einen anderen Grund haben: Gerüchten zufolge stören sich UN-Vertreter an dem Riesenpenis des Rüsseltiers.

Mihails Skulptur "The Sleeping Elephant" im North Garden
Foto: dpa

Mihails Skulptur "The Sleeping Elephant" im North Garden