Larry Sultan, Mike Mandel und andere konzeptuelle Fotografen sehen in Köln doppelt

 Fotos aus Forschungszentren, Laboren, Firmen und Behörden – es war ziemlich unzusammenhängendes Zeug, was die Fotografen Larry Sultan und Mike Mandel aus den Archiven kramten, als sie Mitte der 70er-Jahre als Stipendiaten des National Endowment for the Arts unterwegs waren. Das, was sie dort vor dem Shredder retteten, montierten sie zu einem Künstlerbuch mit dem kaum anders als ironisch zu verstehenden Titel „Evidence“. Mit dieser Sammlung von kuriosen, bisweilen grotesk anmutenden For­schungsaufnahmen parodieren sie nicht nur die ehrwürdige Gattung Fotobuch im Gefolge von Walker Evans, sondern kon­terkarieren auch den Fortschrittsglauben selbst.
Jetzt sind 33 Vintage-Prints aus den Fundstücken in der Gruppenausstellung „Seeing Double“ in der Galerie Thomas Zander zu sehen, gemeinsam mit einem 16-mm-Film aus found footage. „Seeing Double“ zeigt noch weitere Arbeiten aus den Hochzeiten der Conceptual Art der 70er-Jahre, Kunst, die sich im Sinne des „doppelten Blicks“ mit dem Zusammenspiel von Bild, Fotografie und Text beschäftigt.
Ein formal perfekt austariertes Beispiel bietet Victor Burdins frühe 17-teilige Serie „Performative/Narrative“, die mit einem Set variabler Lektüreanweisungen unterschiedliche Erzählungen für ähnliche Fotografien stimuliert. Aus langjährigem Künstlerbesitz stammt Lothar Baumgartens Originalskript zu seinem Künstlerbuch „T’E-NE-T’E“ von 1974, das Marcel Broodthaers’ damals viel beachtete „Adler“-Ausstellung einer soziologischen Analyse unterzieht.
Elemente der Body-Art gehen in die Aktionen des hierzulande bislang weniger bekannten Mark Thompson ein – dieser Bienenzüchter installierte in den 70ern keine Honigpumpe am Arbeitsplatz, er ließ sein Haupt im Lauf einer Stunde vollständig von einem Bienenschwarm umhüllen, dokumentiert durch eine Serie von 36 kleinen Farbprints und einen auf DVD übertragenen 16-mm-Film. Stoff für das Auge bietet schließlich die allererste Dia-Installation des jüngst wiederentdeckten Briten Anthony McCall mit dem Titel „Miniature in Black and White“. Man würde sich solch eine Ausstellung auch in musealer Größe wünschen. Georg Imdahl

Galerie Thomas Zander, Köln, bis 28. Februar