Performance in Kassel

Au Tannenbaum!

Auch nach der katholischen Liturgie endet jetzt so langsam die Weihnachtszeit. Also weg mit den Saisonschmuck! In Kassel schießt der Künstler Leon de Bruijne Christbäume mit einer Kanone über den Friedrichsplatz 

Ja, ist denn heut' noch Weihnachten? Nach altem katholischen Brauch schon: Früher feierte man die Weihnachtszeit bis zum 2. Februar, dem Lichtmess-Fest. Deshalb steht Ende Januar in vielen Kirchen immer noch die Krippe, häufig auch ein Weihnachtsbaum.

Für weltliche Weihnachtsfans mutet das extrem an. Selbst auf den Straßen sind die Christbäume von der Stadtreinigung längst beseitigt, der Christstollen aufgefuttert, ungeliebte Geschenke umgetauscht, der Ausverkauf der letzten Saisonware in den Geschäften beendet.

Weihnachten schleicht sich davon, wie ein Dieb. Dabei ist es nicht nur würdevoller, sondern auch lustiger, diese schöne Festzeit mit einem Knall zu beenden. So wie Leon de Bruijne. Der niederländische Künstler hat am Sonntag in Kassel mit einer speziellen Kanone Weihnachtsbäume über den Friedrichsplatz geschossen. Typisch für de Bruijnes Arbeit sind die humoristischen und zerstörerischen Handlungen seiner kinetischen Maschinen. Die Weihnachtsbaumkanone ("Kerstboomkanon") passt deshalb wunderbar in sein Gesamtwerk. Sie kann Tannenbäume bis zu 60 Meter weit schießen.

"Kunst muss ja eigentlich keinen Sinn machen, sie bietet trotzdem aber genug Stoff zum Nachdenken", erklärt Kurator Jero van Nieuwkoop vom Kasseler Kunstverein zu der slapstickhaften Performance. Dort ist noch bis zum 23. Februar de Bruijnes Ausstellung "Modus" zu sehen. 23. Februar? Da ist dann ja auch schon fast Ostern.