Projektion in Berlin

Schloss Bellevue wird zum Lichtkunstwerk

Wie ein Kraftwerk-Konzert, nur deutlich staatstragender: Ans Schloss Bellevue in Berlin werden in einer Lichtshow Begriffe projiziert, die Bürgerinnen und Bürger bewegen

Nach dem Ende der Glühweinstände sind wahrlich nicht mehr viele Quelle des Trostes im öffentlichen Raum übrig geblieben. Die hellen Stunden am Tag schrumpfen dramatisch, als sei man plötzlich nach Norwegen emigriert (epidemologisch gesehen wäre das gar keine schlechte Idee, aber das nur nebenbei).

Was bleibt, ist nur noch der älteste Trick des Menschen allein in dunkler Winternacht: ein Licht anzünden. Das hat sich auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier gedacht, und pünktlich zum neuen Lockdown eine große Strahle-Show anknipsen lassen. Für die Aktion "Lichtblick", inszeniert von den Lichtkünstlern Detlef Hartung und Georg Maximilian Trenz, waren die Bürgerinnen und Bürger aufgefordert, dem Bundespräsidialamt mitzuteilen, was sie gerade bewegt und ihre Hoffnungen und Wünsche für die Zukunft zu formulieren.

Diese Texte flossen in die Lichtschau von Hartung / Trenz ein, die am 15. Dezember erstmals in den Abendstunden an das Schloss Bellevue projiziert wurden. Am heutigen Donnerstag werden von 16.30 bis 22 Uhr noch einmal die Lichtmaschinen angeworfen. In der effektvollen, aber nicht allzu melodramatischen Inszenierung ziehen diese Sätze mal im Ganzen über die architektonische Leinwand, dann wieder werden einzelne Worte zu Makrostrukturen gebündelt und formieren sich zu den aufmunternden Begriffen "Mut" oder "Hoffnung", werden zu Mustern wie in der konkreten Poesie, lösen sich in fast schon psychedelischen Kreisen und Wirbeln auf.

Es ist ein bisschen wie bei einem Kraftwerk-Konzert, nur deutlich staatstragender, oder wie bei dem Wortkünstler Kriwet, nur nicht so elegant. Schade nur, dass Steinmeier und Gattin sich am Premierenabend das Ganze ziemlich alleine anschauen mussten – Sie wissen schon, Pandemie. Der Rest der Welt staunt von weitem oder auch gleich im Online-Stream. Aber Achtung: Lautsprecher aus, denn die Musik ist entsetzliches Fahrstuhl-Gedüdel. Vielleicht einfach selbst ein Weihnachtslied singen. Aber bitte nur allein, oder mit Mitgliedern des eigenen Haushalts.