Berlin

Liebermann-Villa identifiziert ein Bild als NS-Raubkunst

Das Liebermann-Gemälde "Kopf eines St. Adriansschützen aus dem Jahr 1627, Kopie nach Frans Hals", 1896, Öl auf Leinwand, 41 x 32 cm
Foto: Oliver Ziebe/Liebermann-Villa am Wannsee/dpa

Das Liebermann-Gemälde "Kopf eines St. Adriansschützen aus dem Jahr 1627, Kopie nach Frans Hals", 1896, Öl auf Leinwand, 41 x 32 cm

Das Museumsteam der Berliner Liebermann-Villa hat die Sammlung untersucht und dabei ein Gemälde als NS-Raubkunst identifiziert

Es handelt sich um ein Bild von Max Liebermann (1847-1935) aus dem Jahr 1876, wie das Museum am Donnerstag mitteilte. Es handele sich um die Kopie eines "St. Adriansschützen" nach einem Gemälde des Niederländers Frans Hals (ca. 1582-1666).

Die Villa am Wannsee setzt sich in einer neuen Ausstellung mit der Geschichte ihrer Sammlung auseinander. Seit 2020 seien rund 150 Werke untersucht worden. Bei den Recherchen habe sich herausgestellt, dass ein Objekt in der Sammlung der Max-Liebermann-Gesellschaft eindeutig als NS-Raubkunst zu bezeichnen sei.

Das Gemälde war demnach nach Liebermanns Tod im Besitz seiner Frau Martha. Im Zuge der Verfolgung durch die Nationalsozialisten habe sie fast ihr gesamtes Vermögen verloren, teilte das Museum mit. "Im März 1943 entzog sie sich durch Suizid der drohenden Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt."

Kurz darauf hätten die Gestapo und der Oberfinanzpräsident von Berlin-Brandenburg ihren Besitz beschlagnahmt und verwertet. "Ob der 'St. Adriansschütze' erst dann beschlagnahmt wurde, oder ob Martha Liebermann ihn schon zuvor wegen ihrer Notlage verkaufen musste, konnte nicht abschließend geklärt werden. In beiden Fällen ist das Gemälde aber eindeutig als NS-Raubkunst einzustufen."

Das Bild sei 2003 im Nachverkauf einer Berliner Auktion erworben worden, teilte das Museum mit. Mit den Urenkelinnen der Liebermanns haben man nach der Recherche nun eine Einigung gefunden. Laut Museum verzichten sie auf eine Entschädigung oder Rückgabe des Gemäldes, unter der Bedingung, dass auf das Schicksal der Familie Liebermann, auf die Provenienz des Bildes und auf "die ausgesprochen entgegenkommende Einigung" hingewiesen werde. Das Forschungsprojekt wurde vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste gefördert.