Am kommenden Sonntag, den 6. November, startet im ägyptischen Urlaubsort Sharm el-Sheikh die UN-Klimakonferenz Cop27. Bereits im Vorhinein macht das Treffen Negativschlagzeilen, die jedoch nur wenig mit den Themen Umwelt- und Klimaschutz zu tun haben. Die Kritik richtet sich vor allem gegen das Austragungsland Ägypten, wo sich die Menschenrechtssituation seit dem Militärputsch durch den derzeitigen Machthaber Abdel Fattah al-Sisi zunehmend verschlechtechtert.
Mehrere Menschenrechtsorganisationen sowie das OHCHR (Büro des Hohen Kommissars der Vereinten Nationen für Menschenrechte) fordern im Zuge des anstehenden Klimagipfels die Freilassung von politischen Gefangenen. Derzeit sind nach Schätzungen circa 60.000 Personen in Ägypten in politischer Gefangenschaft, viele von ihnen ohne Aussicht auf gerechte Verhandlungen vor einem Zivilgericht. Immer wieder gibt es Berichte von Folter in den Gefängnissen und Verschleppungen durch die Staatssicherheit. Nun haben 15 Nobelpreisträgerinnen und -preisträger einen offenen Brief unterzeichnet, in dem sie die Menschenrechtsverletzungen in dem nordafrikanischen Staat verurteilen.
Unterzeichner fordern Freilassung von Alaa Abd el-Fattah
Die Unterzeichenden setzen sich zusammen aus 13 Literaturnobelpreisträgern, darunter Herta Müller, Orhan Pamuk, Annie Ernaux und Elfriede Jelinek, sowie zwei Preisträgern aus den Feldern Chemie und Physik. Auslöser für das am vergangenen Mittwoch veröffentlichte Schreiben war die Bekanntmachung des inhaftierten britisch-ägyptischen Bloggers und Aktivisten Alaa Abd el-Fattah, einen strikten Hungerstreik anzutreten. Abd el-Fattah ist als einer der prominentesten Regimegegner das Gesicht der Demokratie-Bewegungen in dem arabischen Land. Seit sechs Monaten befindet er sich bereits in einem Hungerstreik, nimmt lediglich ein lebenserhaltendendes Minimum von 100 Kalorien pro Tag zu sich. Nun teilte er mit, ab Sonntag, dem ersten Tag des Klimagipfels, auch auf Wasser zu verzichten. Seine Unterstützer fürchten, dass Abd el-Fattah das Ende der Klimakonferenz am 18. November nicht überleben wird.
Die Autorinnen und Autoren sind nur die letzten in einer Reihe von Figuren aus dem Kulturbereich, die sich öffentlich zu der politischen Situation in Ägypten äußern. Vor drei Wochen hatten sich Protestanten in London während der Eröffnung der neuen Hieroglyphenausstellung mit Bannern in die Halle des British Museum gestellt und aus der Schriftensammlung des Menschenrechtsaktivisten vorgelesen. Auch die Klimaaktivistin Greta Thunberg steht hinter den Protesten: Gemeinsam mit Abd el-Fattahs Schwestern, den Menschenrechtsaktivistinnen Mona und Sanaa Seif, demonstrierte sie vor dem Auswärtigen Amt des Vereinten Königreichs in London.