In London präsentiert Konstantin Grcic Industrieprodukte wie erhabene Kunst

Die organisch geschwungene Rückleuchte des Volvo XC60, ausgebaut und auf einem Sockel inszeniert, sieht fantastisch aus. Genauso wie der knallgelbe Spoiler eines Lamborghini Gallardo LP 560-4 Spyder. Oder die Herzform eines Fahrradsattels. Wirklich überrascht von der visuellen Kraft dieser Gebrauchsgegenstände sind aber wohl nur jene Besucher, denen sie nicht ohnehin schon auf der Straße auffallen.

Nach Veranstaltungen zu Jeff Koons und Gustav Metzger zeigt Londons Serpentine Gallery ihre erste Designausstellung. Die exakten Bezeichnungen der 43 Produkte aus den vergangenen zehn Jahren erfährt man zunächst nicht, stattdessen springen einem an den Wänden riesige Begriffe entgegen. „Battery“ umschreibt eine Elektroautobatterie, die eher einem großen, alten Koffer gleicht. „Toy“ benennt ein hölzernes Kinderlaufrad, „Heart“ verweist auf ein künstliches, medizinisches Herz. Manche Exponate haben eine fast karikakturhafte Anmutung mit Readymade-Potenzial: Die Yamaha-Trompete erinnert an ein Maschinengewehr, das Megafon an einen Vibrator.

Den Münchner Industriedesigner Konstantin Grcic, der die Schau kuratierte, fasziniert die Schönheit des Alltäglichen. Wenn er die Objekte wie autonome Arbeiten präsentiert, kitzelt er geschickt deren Ähnlichkeit mit Kunstwerken heraus. Das Detail einer Turbine etwa könnte durchaus auch eine Skulptur von Max Bill sein. Dezente Seitenhiebe des angeblich Banalen gegen das scheinbar Ehrwürdige.

Deshalb liefert Konstantin Grcic den funktionalen Kontext nach. Im Hauptraum laufen Fakten zu Recycling, Mathematik oder künstlichem Licht über Monitore, ausgiebige Erläuterungen und Webseiten lösen auf, welche Designer und Firmen sich hinter den Stücken verbergen. Es ist eben doch nicht alles Kunst, was im Museum steht, lautet die Schlusspointe von „Design Real“.

 

Serpentine Gallery, London, bis 7. Februar