Louise Lawlers Malvorlagen

Der Do-It-Yourself-Hase

Louise Lawler "(Bunny) Sculpture and Painting (traced)", 1999/2019
Foto: Courtesy Louise Lawler und Metro Pictures

Louise Lawler "(Bunny) Sculpture and Painting (traced)", 1999/2019

Was tun in der Corona-Isolation? Die US-Künstlerin Louise Lawler macht einen Vorschlag und bietet ihre Werke jetzt zum Ausdrucken und Ausmalen an

Die US-Fotografin Louise Lawler interessiert sich für Kunst und ihren Kontext. Bekannt wurde sie unter anderem für ihre Fotografien von Kunstwerken anderer Künstler an verschiedenen Orten. Ein verpacktes Gemälde im Depot oder im Auktionshaus, eine Skulptur im eleganten Sammler-Badezimmer, eine Zeichnung hinter Panzerglas im Museum. Wie wir Kunst betrachten, hängt auch immer davon ab, wo wir sie sehen.

Insofern dürfte der Künstlerin die Vorstellung gefallen, dass ihre Arbeiten nun zur Zerstreuung in der Corona-Isolation auf Küchen- und Schreibtischen beim Publikum zu Hause landen. Zusammen mit dem New Yorker MoMA und ihrer Galerie Metro Pictures hat Louise Lawler zwölf ihrer Motive als Vorlage zum Ausdrucken und Ausmalen veröffentlicht. Dabei handelt es sich um Werke aus der MoMA-Ausstellung "Why Pictures Now?" von 2016, für die Lawler ihre Fotografien vom Illustrator Jon Buller in Malbuch-artige, schwarz-weiße Umriss-Zeichnungen verwandeln ließ. So werden bekannte Kunstwerke wie Jeff Koons' spiegelnder Aluhase oder eine von On Kawaras Datumstafeln über einem Tisch mit Weingläsern und Aschenbecher noch weiter abstrahiert. Es ist einerseits ein ziemlich unbekümmerter bis respektloser Ansatz, Kunstwerke anderer zu Ausmalvorlagen zu machen. Andererseits legt Louise Lawler damit auch offen, wie sehr der Wert von Kunst Projektion ist und vom eigenen Blickwinkel abhängt.

Als kleine Seitenhiebe gegen (oft berühmtere) männliche Kollegen kann man Lawlers' Werke aber durchaus verstehen. Indem sie sich im Sinne der Appropriation Art der Werke von Künstlern bedient, lenkt sie den Blick auch auf Status und Machtstrukturen im Kunstbetrieb, der oft von Männern gestaltet und dominiert ist. In ihrer heute legendären Serie "Birdcalls" verwandelte sie 1971 die Namen von bekannten Künstlern wie Lawrence Weiner und Vito Acconci in Vogelrufe, mit denen sie seitdem immer wieder Ausstellungsräume beschallt hat. Die Malvorlagen sind dagegen eher ein Gegenentwurf zu Personenkult in der Kunst. Jeder und jede soll sie zu Hause haben können. Und wer dabei ein gewisses Talent bei sich selbst entdeckt haben will, kann die Ergebnisse unter dem Hashtag #DrawWithMoMA posten.