Kunstwoche in Paris

Magisch

Zur Kunstmesse Fiac profitiert der Pariser Markt von Londons Unsicherheit

Ob mit Deal oder ohne, der Brexit könnte bereits jetzt einen heimlichen Gewinner haben: die Pari­ser Kulturszene. Mega-Galerist David Zwirner jedenfalls führte den drohenden EU-Austritt der Briten als Grund an, neben seiner Londoner Galerie eine europäische Filiale in der französischen Hauptstadt zu eröffnen. "Mit dem Brexit werden noch andere Galerien hierherkommen", meint Victoire de Pourtales, eine der Direktor­innen der neuen Ausstellungsräume. "Paris ist eine einzigartige Stadt, nirgends gibt es einen so regen intellektuellen Austausch, so viele wirklich gute Museen. Die Sammler kommen von überall, weil Paris etwas Magisches hat."

Mit einer Ausstellung des amerikanischen Künstlers Raymond Pettibon eröffnet David Zwirner am 16. Oktober im Stadtteil Marais – pünktlich zum Auftakt der Pariser Kunstmesse Fiac. Für Jennifer Flay, Leiterin der Messe, ein glücklicher Umstand, der beweist, dass Paris sich an London messen kann. "Es wird unsere Position als eine der großen Kunstmetropolen festigen", sagt sie.

Beim Kunstmarkt ist es ein wenig wie beim Poker: Man muss den Einsatz erhöhen, um im Spiel zu bleiben. Vielleicht deshalb hat sich Jennifer Flay für die diesjährige Fiac einen Traum erfüllt, der ihr mit Sicherheit auch die Begeisterung des Publikums eintragen wird. Als Teil des Messeprogramms "Hors les Murs" enthüllt die japanische Künstlerin Yayoi Kusama ein monumentales Werk auf dem Place Vendôme gleich beim Hotel Ritz. "Ich darf noch nichts verraten, aber so viel sei gesagt: Es wird ihre bisher größte Skulptur im öffentlichen Raum. Davon träume ich schon seit drei Jahren, nie hätte ich gedacht, dass es klappt", so die Messeleiterin.

Außerdem wird die Messe mit dem neuen Format "Parades for Fiac" in die Stadt ausgreifen. Dafür werden internationale Künstler und Künstlerinnen Performances an der Schnittstelle zwischen Kunst, Tanz, Literatur und Musik an verschiedenen Kulturorten der Stadt vom Centre Pompidou bis zum Grand Palais aufführen. Insgesamt 197 Galerien aus 29 Ländern stellen im Grand Palais aus, darunter auch fünf ausgesuchte Design-Anbieter.

Kunst und Kultur für alle

In der Fiac-Woche bekommt die Stadt auch einen neuen Kunstort: Am 20. Oktober eröffnet in der Pariser Vorstadt Romainville ein Kulturzentrum, das eigentlich eher die Bezeichnung Kulturviertel verdient. Komunuma, "Kommune", auf Esperanto, erstreckt sich auf über 11 000 Quadratmetern. Die ehemalige Pharma­fabrik beherbergt vier Pariser Galerien und bietet Wohnmöglichkeiten und Produktionsstätten für 18 Künstler aus der ganzen Welt. Im nächsten Jahr zieht das regionale Kulturzentrum Frac Île-de-France mit seiner 1600 Werke umfassenden Sammlung ein.

Ein gewaltiges Projekt, mit dem die Firmenstiftung Fiminco sich vor allem an junge Menschen aus der Vorstadt wendet. "Andere Großstädte haben bereits be­wiesen, wie gut sie ihre Vororte ins kulturelle Leben einbinden können. Wir wollen zeigen, dass das auch in Paris geht. Kunst kann für alle zugänglich gemacht werden. Und wir wollen neue Talente entdecken", so Joachim Pflieger, kultureller Leiter der Stiftung Fiminco.